München – Die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, dringt auf eine grundlegende Reform der Erbschaftsteuer. „Eine umfassende Neuregelung“ sei „angezeigt“, sagte Schnitzer gegenüber unserer Zeitung. Wer kein Haus erbe, müsse in Ballungsräumen wie München, Frankfurt oder Hamburg „sehr, sehr gut verdienen, um überhaupt die Chance auf ein Eigenheim zu haben“, sagte die Ökonomin weiter.
Hauserben hätten demgegenüber „sehr viel bessere Startchancen“, auch, wenn sie Erbschaftsteuer zahlen müssten. Bei einer Neuregelung müssten künftig auch Firmenerben stärker zur Kasse gebeten werden, forderte Schnitzer. Aktuell sei die Steuerlast bei der Vererbung eines Unternehmens „vergleichsweise gering“. Dagegen werde bei der Vererbung von Finanzanlagen, einer Oldtimer-Sammlung oder Kunst „ordentlich Erbschaftsteuer“ fällig. Diese Ungleichbehandlung sei „nicht wirklich plausibel“, bemängelte die Professorin für Komparative Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Schnitzer trat zugleich Einwänden gegen eine höhere Besteuerung von Firmenerben entgegen, wonach ein Großteil des Vermögens in den Betrieben gebunden sei und nicht entnommen werden könne, ohne die Existenz der Unternehmen zu gefährden. Man „könnte hier sehr gut mit Stundungen arbeiten, bei denen die anfallende Erbschaftsteuer über mehrere Jahre aufgeteilt und abgezahlt“ werde. Dafür gebe es „konkrete Vorschläge“. Eine solche Anpassung sei „vergleichsweise einfach umsetzbar und gerechter als die bestehende Regelung“, sagte die Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
Das Gremium berät die Bundesregierung in Wirtschaftsfragen. Monika Schitzer wurde im Oktober an die Spitze des Sachverständigenrates gewählt. Schnitzers Mandat ist zunächst für drei Jahre angesetzt. utz