Kleine Einzelhändler verlieren bei Preiserhöhungen

von Redaktion

Dachauer Senior-Chef erklärt, warum kleine Läden teurer sein müssen – Regionale Produkte als günstige Alternative

Dachau – In den Minuten, in denen Reinhard Haagen über gestiegene Einkaufspreise in seinem Getränkemarkt in Dachau schimpft, verkauft Rewe den Coca-Cola-Kasten für 9,49 Euro. Im Traditionsgeschäft kostet er 15,99 Euro – „weil wir allein 14 Euro im Einkauf zahlen“. Der 72-Jährige steht seit 26 Jahren im Getränkekauf Haagen an der Aggensteinstraße. Der Markt ist 1993 umgezogen, das Familienunternehmen gibt’s seit 1983.

In all den Jahren war der Senior-Chef, dessen Tochter mittlerweile den Laden führt, an Preiserhöhungen gewöhnt – maximal einmal im Jahr. „Mittlerweile bekommen wir teils im 14-Tage-Takt neue Listen.“ Almdudler habe vergangenes Jahr allein dreimal erhöht, der Preis für den Kasten liege bei 22,99 Euro – statt 15,99 Euro zu Jahresbeginn. Lindauer-Saftträger wurden um drei Euro teurer. „Aber unsere Spanne hat sich nicht erhöht.“ Zwischen zehn und 20 Prozent blieben beim Getränkemarkt hängen. Eine Mischkalkulation, bei der nicht mehr drin ist.

„Mich ärgert, dass bei den Einkaufspreisen so ein Unterschied gemacht wird“, sagt Haagen. Er verstehe, dass große Abnehmer günstiger kommen. „Aber wir können nicht allein das Geld bei den Herstellern reinbringen.“ Der Unterschied sei einfach zu groß. Beispielsweise Rewe hatte zu den Preiskämpfen zwischen Supermärkten und Herstellern erklärt, nicht nachvollziehbare Preisforderungen abzulehnen.  Haagen schimpft: „Wir müssen die Preise aber so akzeptieren, wie sie sind.“ Der Getränkemarkt bezieht seine Ware etwa zur Hälfte von Logistikern und zur anderen Hälfte direkt von Herstellern. Verhandlungen seien auf keiner Seite aussichtsreich. Mit Rewe habe er auch deshalb „kein Mitleid“.

Kunden würden in Dachau nun über die Preiserhöhungen schimpfen. „Aber was soll man machen?“, meint Haagen. Premiummarken würden weniger nachgefragt, generell sei der Absatz leicht zurückgegangen. „Nur Wasser ist einigermaßen stabil.“

In Gefahr ist der Getränkekauf Haagen trotzdem nicht. „Wir haben viele heimische Landbrauereien im Sortiment und verkaufen eine große Auswahl an Craft-Bieren“, sagt der 72-Jährige. Dadurch, und durch einen Backshop im Traditionsgeschäft, würden die Kunden weiterhin in das Geschäft an der Aggensteinstraße kommen.

Verbrauchern rät der Senior-Chef, öfter einen Blick auf Marken aus der Region zu werfen. Gerade bei günstigeren Einkaufspreisen will Haagen auch günstige Produkte anbieten – obwohl sich der Wettbewerb stark intensiviert hat. JONAS NAPILETZKI

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