München – Angesichts des milden Jahreswechsels haben die Märkte für Strom und Gas sich deutlich beruhigt. Über den Ölpreisen hängen jedoch gleich mehrere Damoklesschwerter.
Gas
Die Neukundentarife für Erdgas sind so günstig wie lange nicht mehr. Im Bundesdurchschnitt waren die günstigsten Verträge für 15,9 Cent pro Kilowattstunde zu bekommen, so günstig wie seit Monaten nicht mehr. Mitte Dezember waren es noch 20 Cent, ein Vertragswechsel ist jetzt also deutlich attraktiver geworden. Das liegt maßgeblich an den Großhandelspreisen, die dank milder Temperaturen und des neuen deutschen Flüssiggasterminals auf Talfahrt sind. Das ist eine gute Nachricht für alle, die nicht besonders liquide sind: Denn der staatliche Deckel von 12 Cent greift erst ab März und wird dann rückwirkend bis Januar ausgezahlt. Wichtig bei der Tarifwahl: Der Grundbetrag ist im Gegensatz zum Arbeitspreis nicht gedeckelt, es lohnt sich also, hier einen günstigen zu wählen. Ob es sich lohnt, auf weiter fallende Preise zu spekulieren, ist fraglich: Zwar gibt es bei den Preisen einen stabilen Abwärtstrend –– doch der Januar ist bereits außergewöhnlich warm. Wahrscheinlich wird es eher kälter als wärmer – und damit teurer. Auf der Angebotsseite erwarten Experten für das laufende Jahr keine nennenswerte Entspannung am Markt. Dass die Situation in Europa gerade außergewöhnlich ist, zeigt sich im Vergleich mit dem ostasiatischen Konkurrenz-Markt: Erstmals seit Kriegsbeginn sind die Preise hier höher, als in Europa.
Strom
Mit den Gas- sind auch die Strompreise im Großhandel auf hohem Niveau in den Keller gerauscht: Seit Mitte Dezember fielen sie um gut 28 Prozent. Die Verbraucherpreise reagieren aber nur zögerlich, gestern waren es im Bundesdurchschnitt 43,5 Cent pro Kilowattstunde, keine vier Prozent weniger als Mitte Dezember. Offenbar rechnen gerade die günstigen Händler, die den Bedarf häufig erst während der Vertragslaufzeit einkaufen, damit, dass die Großhandelspreise bald wieder anziehen. Hieran zeigt sich, dass die Großhandelspreise sich nicht immer eins-zu-eins auf die Verbraucherpreise übertragen lassen.
Auch hier gilt bei der Tarifwahl: Unbedingt eine niedrige Grundgebühr aussuchen und keine Vorauszahlungen leisten, um bei einer Insolvenz des Anbieters Schäden zu minimieren.
Heizöl
Die Heizölpreise bewegen sich seit Mitte Dezember seitwärts – parallel zu den Rohölpreisen. Aktuell ist ein Liter Heizöl im Bundesdurchschnitt für rund 1,19 Euro zu haben, etwas günstiger als die vergangenen Wochen. Experten der Commerzbank rechnen jedoch damit, dass die Preise im Laufe des Jahres durch das Öl-Embargo gegen Russland, die (wahrscheinlich) auffrischende Konjunktur in China und die Erlösinteressen der Erzeugergemeinschaft Opec+, bald wieder steigen werden.
Holzpellets
Unverändertes Bild am bayerischen Pelletmarkt: Nach wie vor ist die Tonne für knapp 500 Euro erhältlich.
Volkswirtschaft
Die spürbaren Erleichterungen sind auch statistisch greifbar: Die Importpreise für Energie sind im November im Vergleich zum Vormonat stark gesunken. Energieeinfuhren verbilligten sich um 16,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Dies führte zu einem Rückgang der Importpreise allgemein um 4,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat war Energie beim Import 37,9 Prozent teurer. Die Verteuerung von Einfuhren insgesamt verlangsamte sich im Jahresvergleich deutlich auf 14,5 Prozent. Die deutlichen Nachlässe aus dem Dezember sind hierbei noch gar nicht eingepreist. mit afp