Berlin – Zur Erreichung seiner selbst gesetzten Ziele muss Deutschland den Ausbau erneuerbarer Energien erheblich beschleunigen. Bei Solaranlagen müsste sich die Zubau-Geschwindigkeit nach Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende mehr als verdoppeln, bei Windkraftanlagen an Land müsste sie sich mehr als verdreifachen und bei Windparks auf See sogar mehr als verachtfachen.
„Der Erneuerbare-Energien-Ausbau ist das Fundament für alles andere“, sagte der Deutschland-Direktor von Agora, Simon Müller. Das Tempo müsse steigen, um dort Treibhausgasemissionen zu senken, aber auch um den zunehmenden Bedarf nach Strom etwa für industrielle Prozesse zu decken. Durch eine stärkere Nutzung von Strom sollen klimaschädliche Energieträger zurückgedrängt werden – sei es bei Elektroautos, Wärmepumpen zum Heizen oder in der Industrie.
Mit Sorge blickt die Denkfabrik auf den hohen deutschen Ausstoß an Treibhausgasen und die stärkere Nutzung von Kohle, um ausfallende Gaslieferungen aus Russland auszugleichen. Zwar sei der Energieverbrauch im vergangenen Jahr um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken, unter anderem wegen massiver Preissteigerungen bei Erdgas und Strom und milder Witterung. Der stärkere Einsatz von Kohle und Öl habe die Emissionsminderungen durch Energieeinsparungen jedoch zunichte gemacht. „2022 sind die Klimaziele aufgrund kurzfristiger Maßnahmen für die Energiesicherheit ins Hintertreffen geraten“, kritisierte Müller. Im laufenden Jahr müsse die Regierung die Trendwende schaffen.
Bereits der Expertenrat der Bundesregierung hatte im Herbst gewarnt, dass Deutschland seine Klimaziele für das Jahr 2030 zu verfehlen drohe. Bis dahin soll der Ausstoß an Treibhausgasen um 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 sinken. dpa