Wiesbaden – Auf deutschen Autobahnen ist der LKW-Verkehr eingebrochen. Im Dezember lag die Fahrleistung mautpflichtiger LKW rund fünf Prozent niedriger als im November, im Vergleich zum Vorjahr waren sogar sechs Prozent weniger LKW unterwegs, meldete das Statistische Bundesamt. Für Autofahrer und die Umwelt mag das erfreulich sein, für die Wirtschaft aber nicht. Hierzulande werden 80 Prozent der Güter auf der Straße transportiert. Und einen so starken Rückgang des Güterverkehrs wie im Dezember hatte es zuletzt zu Beginn der Corona-Pandemie gegeben. Damals fiel er mit über 15 Prozent noch stärker aus.
Die Statistiker machen einerseits den harten Wintereinbruch mit Minustemperaturen in der Adventszeit sowie die hohen Krankenstände als Gründe für den Einbruch beim LKW-Transport aus. Sie weisen aber zugleich darauf hin, dass der LKW-Verkehr sich gut als wirtschaftlicher Frühindikator eigne. Vor allem in industriell geprägten Flächenstaaten bestehe ein deutlicher Zusammenhang zwischen LKW-Fahrten und dem Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe. So fiel das Minus in Bayern mit 5,0 Prozent besonders hoch aus, lediglich in Niedersachsen war es mit 6,5 Prozent noch höher. Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland hatten dagegen nur einen Rückgang von etwas über einem Prozent zu verzeichnen. Grenzüberschreitend gab es zudem nicht zuletzt weniger Fahrten von und in die bayerischen Nachbarländer Tschechien (– 8,3 Prozent), Österreich (– 4,7 Prozent) und die Schweiz (– 3,8 Prozent).
Ob der geringe LKW-Verkehr in der Vorweihnachtszeit schon ein Vorbote einer größeren Rezession ist, muss sich aber erst zeigen. Denn noch sind die Zeichen aus der Wirtschaft eher widersprüchlich. Eine massive Krise bleibt zwar wohl aus. Auch die Sorgen vor einer Gasmangellage im Winter haben sich bisher nicht bewahrheitet und die Industrie zeigte sich relativ robust. Im November – noch vor dem Einbruch des LKW-Verkehrs – war die Industrieproduktion um 0,2 Prozent zum Vormonat gestiegen, wie das Statistische Bundesamt ebenfalls am Montag mitteilte. Das sei eine Stabilisierung nach einem schwachen Start in das vierte Quartal, kommentierte das Wirtschaftsministerium in Berlin.
Gleichzeitig blicken viele Firmen aber auch nicht unbedingt optimistisch ins neue Jahr. Wie eine Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter mehr als 2500 Unternehmen ergab, rechnen für 2023 fast 40 Prozent der deutschen Firmen mit rückläufigen Geschäften. Nur gut ein Viertel (26 Prozent) erwartet demnach eine höhere Produktion als 2022. Gut ein Drittel (35 Prozent) rechnet mit einer Stagnation. „Die Belastungen durch hohe Energiekosten und anhaltende Materialprobleme haben somit bereits deutliche Spuren im Wirtschaftsleben hinterlassen und die zunächst für das Jahr 2022 bestehende Zuversicht zerrieben“, sagte IW-Experte Michael Grömling.
ANDREAS HÖSS