Mobilitätsgipfel: 15 Millionen E-Autos bis 2030

von Redaktion

VON MARTINA HERZOG

Berlin – Anlässlich eines Spitzentreffens im Kanzleramt ist eine Diskussion um das Tempo der Umstellung auf Elektroautos aufgeflammt. Die Teilnehmer der sogenannten „Strategieplattform Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft“ kamen gestern Nachmittag zusammen. Laut Bundesregierung sei das Ziel aller Beteiligten, bis 2030 mindestens 15 Millionen vollelektrische Autos auf die deutschen Straßen zu bringen. Zuvor hatte es Kritik am Tempo gegeben.

Die „Teilnehmer waren sich einig, dass ein rascher Hochlauf der E-Mobilität erforderlich ist, um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen“, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit gestern nach dem Treffen in einer schriftlichen Mitteilung.

Die Bundesregierung verwies auf den bereits im Herbst vorgestellten „Masterplan“ zum Ausbau des Ladenetzes für Elektroautos. „Beim Aufbau und Betrieb von Ladeinfrastruktur ist nun in erster Linie die Energie- und Automobilwirtschaft gefordert“, so Hebestreit. Auch die Lkw-Ladeinfrastruktur soll vorankommen.

An der Gesprächsrunde hatten neben Kanzler Olaf Scholz (SPD) mehrere Minister sowie unter anderem Vertreter der Auto- und Mobilitätsbranche, Arbeitnehmern, Wissenschaft, Ländern und Kommunen teilgenommen. Erst nach der Zusammenkunft veröffentlichte die Bundesregierung die genaue Teilnehmerliste. Organisationen wie Lobbycontrol hatten die starke Beteiligung der Autobranche kritisiert. „Eine klimafreundliche Verkehrswende braucht mehr Bahn und weniger Autos. Damit sollte sich der nächste Mobilitätsgipfel befassen“, forderte Marissa Reiserer von Greenpeace.

„Wir sind in allen wesentlichen Zielgrößen, die sich die Bundesregierung selber gesetzt hat, deutlich im Verzug“, hatte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann zuvor im Deutschlandfunk kritisiert. Bürger seien noch vorsichtig bei der Anschaffung von Elektroautos. Dies liegt aus seiner Sicht vor allem an der nicht ausreichenden Ladeinfrastruktur, die ein großes Hemmnis darstelle.

Laut einer Verbraucherumfrage der Unternehmensberatung Deloitte werde der Umstieg auf E-Autos von steigenden Kosten und fehlender Infrastruktur gebremst. Trotz wachsender Modellauswahl würden nur 16 Prozent der Befragten beim nächsten Autokauf einen reinen Stromer nehmen. Niedrigere Betriebskosten und staatliche Kaufprämien seien wesentliche Argumente für den Kauf eines E-Autos. „Nun schießen die Stromkosten in die Höhe, während die Förderung sukzessive zurückgefahren wird und 2025 sogar ausläuft. Das wird dazu führen, dass künftig weniger Elektroautos verkauft werden“, sagte Branchenexperte Harald Proff.

Als größte Bedenken führten Verbraucher die Reichweite an: Mit 57 Prozent wurde sie am häufigsten genannt, gefolgt von einer fehlenden öffentlichen Ladeinfrastruktur (47 Prozent), der Ladezeit und der nicht vorhandenen Lademöglichkeit im eigenen Zuhause (je 45 Prozent). 75 Prozent der in Deutschland Befragten würden ihr E-Auto am häufigsten zu Hause laden.

Aus Sicht des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sind Lademöglichkeiten jedoch nicht das Problem. Eine eigene Umfrage zeige, dass Nutzer die Entwicklung des Ladeangebots positiv beurteilten. „Die Auslastung der Ladesäulen liegt bei rund 15 Prozent, da ist ordentlich Luft nach oben“, erklärte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Das Henne-Ei-Problem im Markt existiert nicht mehr.“

Die Nachfrage nach E-Autos übersteige bei Weitem das Angebot, so Andreae. Kunden warteten teils länger als ein Jahr auf ihren Wagen. Die Zulassungszahlen müssten deutlich schneller steigen, um bis 2030 15 Millionen E-Autos auf die Straße zu bringen. Ein Ziel, das sich SPD, Grünen und FDP im Koalitionsvertrag gesetzt haben.

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