Wiesbaden – Das Leben in Deutschland hat sich 2022 schlagartig verteuert. Die Verbraucherpreise stiegen im Jahresschnitt um 7,9 Prozent. Damit haben die Menschen im vergangenen Jahr den stärksten Preisschock seit Gründung der Bundesrepublik erlebt. „Die historisch hohe Jahresteuerungsrate wurde vor allem von den extremen Preisanstiegen für Energieprodukte und Nahrungsmittel seit Beginn des Kriegs in der Ukraine getrieben“, erläuterte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes Ruth Brand. Zum Jahresende schwächte sich die Inflation ab. Volkswirte rechnen im Januar und Februar aber wieder mit einem höheren Tempo. Eine durchgreifende Entspannung im Gesamtjahr 2023 wird nicht erwartet. Neben stark gestiegenen Energiepreisen infolge des Angriffskrieges Russlands in der Ukraine trieben auch Lieferengpässe die Inflation in die Höhe. Auch wenn Preiserhöhungen „nicht vollständig an die Verbraucher weitergegeben wurden, wurden für sie besonders Energie und Nahrungsmittel spürbar teurer“, erläuterte Behördenchefin Brand.
Für Haushaltsenergie mussten Verbraucher im vergangenen Jahr 39,1 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Besonders deutlich verteuerten sich leichtes Heizöl (plus 87 Prozent) und Erdgas (plus 64,8 Prozent). Die Strompreise stiegen um 20,1 Prozent. Der Besuch an der Tankstelle kostete im Jahresschnitt 26,8 Prozent mehr als 2021. Die Preise für Nahrungsmittel stiegen gegenüber dem Vorjahr um 13,4 Prozent. Überdurchschnittlich stark verteuerten sich Speisefette und Speiseöle (plus 36,2 Prozent) sowie Molkereiprodukte und Eier (plus 19,7 Prozent).
Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft. Der finanzielle Spielraum der Menschen schrumpft, Einkommenszuwächse werden von der Inflation aufgezehrt. Besonders hart trifft es Menschen mit niedrigem Einkommen. Die größten Preistreiber -– Haushaltsenergie und Lebensmittel – haben bei ihnen einen deutlich größeren Anteil am gesamten Warenkorb als bei Wohlhabenden. Für etwas Entlastung sorgten im Jahresverlauf zeitweise staatliche Maßnahmen wie das 9-Euro-Ticket.
Viele Volkswirte erwarten im Jahresschnitt 2023 eine Teuerungsrate von mehr als 6 Prozent. FRIEDERIKE MARX