Fachkräftemangel: Zuwanderung allein reicht nicht

von Redaktion

Frankfurt – Deutschland droht nach Einschätzung der staatlichen Förderbank KfW wegen des Fachkräftemangels eine Zeitenwende. „Das Fundament für weiteres Wohlstandswachstum bröckelt“, hieß es in einer neuen Studie. „Das Thema Fachkräftemangel ist schon lange bekannt, und es hat im letzten Jahr noch mal eine neue Qualität erhalten“, erläuterte KfW-Chefvolkswirtin Friedrike Köhler-Geib. Auch Handwerkspräsident Jörg Dittrich warnte vor den Folgen des Fachkräftemangels. Dieser werde in einen kritischen Bereich gelangen, wenn die Babyboomer-Jahrgänge jetzt allmählich in Rente gehen.

Das Fehlen von Fachkräften behindert der KfW zufolge bereits die Geschäftstätigkeit von jedem zweiten Unternehmen. Hinzu komme, dass die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigem seit 2012 jährlich nur noch um 0,3 Prozent wachse. Bleibe das Produktivitätswachstum so schwach und verstärke sich der Rückgang des inländischen Fachkräfteangebots, bedeute dies eine Zeitenwende: „Deutschland träte noch in diesem Jahrzehnt in eine Ära anhaltend stagnierenden, womöglich schleichend schrumpfenden Wohlstands ein.“ Nach Einschätzung der KfW muss an mehreren Stellschrauben gedreht werden. Das Arbeitskräfteangebot müsse durch Zuwanderung qualifizierter ausländischer Kräfte gesteigert werden. Arbeit müsse produktiver werden, etwa durch Förderung von Innovationen. Notwendig sei auch eine höhere Erwerbsbeteiligung von älteren Beschäftigten und Frauen. Für sich genommen würde keine dieser Maßnahmen ausreichen. In der Summe könnten sie aber viel bewirken. „Wenn wir beispielsweise nur auf Zuwanderung als Ausgleich für die Alterung setzen würden, dann bräuchten wir bis 2030 pro Jahr eine Zuwanderung von über einer Million“, erläuterte Köhler-Geib. Notwendig sind aus ihrer Sicht der Ausbau bezahlbarer Kinderbetreuungs- und Pflegeangebote, die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und die Unterstützung beim Erlernen von Deutsch.  dpa

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