Warum Technologie-Riesen jetzt so stark abbauen

von Redaktion

München – Erst Amazon, Google, Facebook und Microsoft, und jetzt IBM und SAP: Der massenhafte Stellenabbau in der Tech-Branche geht weiter. Mit dem baden-württembergischen Softwarespezialisten SAP hat gestern erstmals auch ein deutscher Technologie-Riese den Abbau tausender Jobs angekündigt.

SAP-Chef Christian Klein kündigte gestern auf der Bilanzpressekonferenz in Walldorf an, weltweit 3000 Stellen streichen zu wollen – immerhin rund 2,5 Prozent aller Arbeitsplätze weltweit. In Deutschland sollen dem Abbau rund 200 Stellen zum Opfer fallen. Der Dax-Konzern will da abbauen, wo man derzeit eher weniger Erfolg in den Kundengesprächen hat – etwa im Bereich der Kundenmanagementsoftware.

Inwieweit der Standort München betroffen ist, konnte ein SAP-Sprecher gestern nicht sagen. Zuletzt beschäftigte der Konzern dort über 1000 Mitarbeiter, die meisten davon nahe dem Flughafen München in Hallbergmoos im Landkreis Freising.

Neben SAP kündigte gestern mit IBM ein weiteres Schwergewicht der Branche den Abbau tausender Arbeitsplätze an: Es gehe um ungefähr 3900 Jobs, also rund 1,5 Prozent der weltweiten Belegschaft, sagte IBM-Finanzchef James Kavanaugh dem Finanzdienst Bloomberg. Zugleich will der US-Konzern aber Mitarbeiter in Wachstumsbereichen einstellen, wie Kavanaugh ankündigte.

Die gestern bekanntgewordenen Abbaupläne reihen sich ein in eine regelrechte Streichungswelle in der Tech-Branche. Bei Amazon und der Google-Mutter Alphabet sollen sogar weit über 10 000 Arbeitsplätze wegfallen. „Wir sehen gerade bei einer Reihe großer Tech-Unternehmen, dass sie nach einem jahrelangen und insbesondere in der Corona-Zeit teilweise massiven Stellenzuwachs Korrekturen vornehmen“, sagte Bernhard Rohleder vom IT-Branchenverband Bitkom.

Beispiel Amazon: Die Corona-Pandemie mit geschlossenen Geschäften brachte dem Online-Händler einen enormen Schub. Die Beschäftigtenzahl verdoppelte sich von 800 000 Ende 2019 auf mehr als 1,6 Millionen 2021. Jetzt bestellen die Menschen wieder weniger, auch weil das Geld in Zeiten hoher Preise nicht mehr so locker sitzt. Im Januar kündigte Amazon den Abbau von 18 000 Jobs an.

Auch die Facebook-Mutter Meta war Profiteur der Pandemie. Viele kleine Betriebe hatten Werbung bei Facebook gebucht, um ihr Geschäft anzukurbeln. Meta verdiente gut und stellte kräftig ein. Ende 2019 hatte der Konzern noch 45 000 Mitarbeiter, drei Jahre später waren es mehr als 87 000. Dann kam im November der Abbau von 11 000 Jobs, da Werbekunden aktuell stärker auf ihr Geld achten und sich entsprechend zurückhalten.

Auch die Google-Mutter Alphabet verdient ihr Geld fast nur mit Online-Werbung und bekommt die Abkühlung im Werbemarkt zu spüren. Vor der Pandemie hatte Alphabet die Belegschaft von rund 119 000 Mitarbeitern Ende 2019 auf fast 187 000 im Herbst 2022 ausgebaut. Jetzt sollen 12 000 Jobs wegfallen.

In ähnlicher Dimension will Microsoft kürzen. Der Windows-Riese hatte sich zuletzt stark auf das Cloud-Geschäft mit Online-Diensten konzentriert – genau richtig für das vernetzte Arbeiten in der Corona-Pandemie. Die Mitarbeiter-Zahlen wuchsen auch durch Zukäufe schnell: Mitte 2022 hatte Microsoft rund 221 000 Beschäftigte –drei Jahre zuvor waren es 144 000. Zuletzt bekam Microsoft Gegenwind in einem Traditionssegment: Der Einbruch der PC-Verkäufe ließ das Windows-Geschäft um 39 Prozent schrumpfen. Microsoft streicht nun 10 000 Jobs,

„In der deutschen IT-Branche mit einem starken Mittelstand sehen wir in der Breite keine solche Entwicklung“, gab gestern Bitkom-Chef Bernhard Rohleder Entwarnung. Zum Jahreswechsel hätten bei der Befragung zum Bitkom-ifo-Digital-index 30 Prozent der IT- und Telekommunikationsfirmen angegeben, dass sie 2023 zusätzliches Personal einstellen wollen. Nur acht Prozent planen demnach einen Stellenabbau. „Bis zum Jahresende werden nach unserer Prognose 45 000 zusätzliche Stellen entstehen“, sagte Rohleder. Aktuell beschäftigt die Branche nach Bitkom-Angaben 1,35 Millionen Menschen in Deutschland.       sh, dpa

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