Die Berufe, die in Zukunft gefragt sind

von Redaktion

VON CORINNA MAIER

München/Köln – Der Fachkräftemangel wird nicht weniger – er wird sich sogar noch verstärken, wenn ein großer Teil der Baby-Boomer in den nächsten Jahren in den Ruhestand wechselt. Zuwanderung wird diese Lücke nur zu 70 Prozent schließen können, stellt der Studienautor Alexander Burstedde vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) weiter fest.

Ältere müssen ran

„Wir müssen vor allem älteren Menschen attraktive Angebote machen, damit sie freiwillig länger arbeiten“, sagt er. „Sonst bleibt die Arbeit in Zukunft immer öfter liegen.“ Ältere in Arbeit zu lassen, sei der mit Abstand wichtigste Hebel gegen den Fachkräftemangel, sagte Burstedde. „Grob gesagt etwa dreimal so wichtig wie die Zuwanderung.“ Dabei sei es nötig, Älteren die passenden Angebote zu machen – etwa das Arbeiten in Teilzeit.

Die Studie zeigt, wo in einigen Jahren die größten Lücken klaffen werden – und wo Bewerber die größte Auswahl an Stellen haben. Es gibt Überraschungskandidaten – denn der Fachkräftemangel breitet sich aus. Aktuell gelten gut 400 Berufe als Engpassberufe, in denen die Arbeitsnachfrage das Angebot übersteigt. Diese Zahl wird laut Studie bis zum Jahr 2026 auf 557 steigen.

Gewinner & Verlierer

Ein Beruf, der im Vergleichsjahr 2021 noch nicht als Mangelberuf galt, ist der der Verkaufs-Fachkraft. In dieser Berufsgattung waren 2021 rund 834 000 Menschen beschäftigt, es gab mit rund 44 000 viele offene Stellen, aber auch viele Arbeitslose in diesem Bereich (55 770). Die IW-Studie kommt bei Fortschreibung der demografischen und sonstiger bekannter Daten zu dem Ergebnis, dass in Verkaufsberufen 2026 rund 26 200 Fachkräfte fehlen werden. Unter anderem wächst der Bedarf an Kassierinnen und Kassierern. Der Bereich Verkauf unterliegt allerdings großen Schwankungen, wie die Studie betont. Klarer ist der sich abzeichnende Mangel zum Beispiel bei Malern und Lackierern vom Fach erkennbar. Heute gibt es in dem Bereich noch keine großen Engpässe.

Deutlich wachsen wird die Personallücke – weniger überraschend – in der Kinderbetreuung, der Sozialarbeit und der Alten- wie Krankenpflege. Aber auch Elektronik-Fachkräfte in verschiedenen Bereichen werden noch sehr viel stärker gefragt sein als heute.

Auf der anderen Seite gibt es auch bei den Berufen Verlierer. Allen voran sind das die ausgebildeten Bankkaufleute. Die Geldhäuser schließen immer mehr ihrer Filialen, die Strukturen ändern sich weiter grundlegend, was bedeutet, dass auch die klassischen Bankberufe weniger aussichtsreich sind. Hier wird es bis 2026 rund 74 000 Beschäftigte weniger geben, was aber nicht zu einer Fachkräftelücke führt, da der Bedarf an Bankkaufleuten entsprechend zurückgeht.

In anderen Bereichen steigt zwar die Zahl der Beschäftigten, zugleich wächst aber die Fachkräftelücke. Das ist zum Beispiel so bei Experten für Softwareentwicklung: Ihre Zahl wird laut der Studie um 84 500 – also um fast 50 Prozent – steigen. Dennoch fehlen weiterhin 7000 Experten. Ähnlich die Lage bei Erziehern und in der Alten- und Krankenpflege: Die Zahl der Beschäftigten wird stark steigen, aber nicht stark genug. Allein bei Erziehern und Erzieherinnen klafft bis 2026 eine Lücke von 23 000 Fachkräften. „Nach wie vor entscheiden sich Menschen für Berufe, in denen es keinen Mangel gibt, während Mangelberufe zu selten gewählt werden“, bedauert Burstedde. Dabei könnten viele Herausforderungen nur bewältigt werden, wenn es genug Fachkräfte gibt. „Sonst werden zu wenig Windräder gebaut, Menschen gepflegt, Kinder betreut und die Digitalisierung lahmt weiter wie bisher.“

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