Opel greift in der Premiumklasse an

von Redaktion

München/Rüsselsheim – Opel will den süddeutschen Autoherstellern ihren Premium-Anspruch streitig machen. Dabei greift die Stellantis-Tochter auf eine Typenbezeichnung aus der Markengeschichte zurück. Die Marke GSe zielt mit Sportlichkeit und hochwertigen Ausstattungen auf das Geschäft mit kleineren Dienstfahrzeugen. Die Rechnung könnte aufgehen.

Man muss schon ein Stück weit in die Automobilgeschichte zurückblicken, wenn man sich Opel als eine Marke mit besonderem Augenmerk auf sportliche Fahrer vorstellen will. Doch 1972, als VW einen Käfer mit 50 PS als gelb-schwarzen Renner verkaufte, hatte der Kadett aus Rüsselsheim in seinen sportlicheren Varianten bereits bis zu 90 PS unter der Haube.

Schon ein halbes Jahrzehnt vorher ließ der Opel Commodore GS/E mit 150 PS die Klassenkonkurrenz aus Stuttgart und München hinter sich und machte den Oberklasselimousinen den Platz auf der Überholspur streitig. Ein Wolf im Schafspelz des niederen Opel Rekord. Die sportliche M-GmbH von BMW gab es da noch nicht. Und AMG von Mercedes kam noch viel später.

GS/E stand damals für Grand Sports Einspritzung – damals ein Kennzeichen für Sportlichkeit. An die Historie knüpft Opel nun an. Das Kürzel steht jetzt für eine ganze Submarke der Rüsselsheimer Stellantis-Tochter. Das – jetzt kleine – e bedeutet electric.

Die ersten drei GSe-Modelle haben noch beides. Verbrennungs- und Elektromotor. Es sind Plugin-Hybride, Zwitter aus zwei Welten. Obwohl es für diese Fahrzeuge keine Kaufprämie mehr gibt, haben Dienstwagenkäufer noch einen steuerlichen Vorteil. Damit zielt Opel auf ein Revier der süddeutschen Hersteller. Die bisherigen GSe-Modelle Astra und Grandland gehören zum Kompakt-Segment wie auch die kleinen Modellreihen von BMW und Mercedes. Das geht nicht ans Eingemachte.

Im Frühjahr kommt ein Kombi dazu, der bei Opel Sports Tourer heißt. Hier hat die Premium-Konkurrenz ohnehin nichts im Programm. Zur Nagelprobe könnte es werden, wenn ein Insignia GSe gegen den 3er-BMW antritt. Die GSe-Modelle haben mehr Leistung als die vergleichbaren Basismodelle. Doch mit den Alltags-Rennern der BMW M-GmbH oder von AMG halten sie in dieser Disziplin nicht mit. Deren Hochleistungskonzept, sei noch etwas ganz anderes, sagt Entwicklungsleiter Christian Hartweg. Vergleichbar sei GSe aber mit den Basismodellen der Premium– Konkurrenz. Mit deren Grundpreis liegen sie auf einer Ebene. Dafür ist die Grundausstattung spürbar umfangreicher und die Aufpreisliste kürzer. Bei Kunden, die kritisch aufs Preis-Leistungs-Verhältnis blicken, könnte die Rechnung aufgehen.

Über erwartete Stückzahlen und Verkaufserwartungen will Opel aber noch nichts sagen. Allerdings laufe die GSE-Modelle mit den Basismodellen vom jeweils gleichen Band in Rüsselsheim und Eisenach, sodass sich die Produktion der Nachfrage schnell anpassen kann.

Submarken sind im Stellantis-Konzern mehrfach vertreten. Der Citroën-Abkömmling DS greift auf die Tradition des legendären hydropneumatischen Komfort-Gleiters DS19 zurück und in Italien war die heutige Fiat-Submarke Abarth bereits in den 1960er-Jahren gewissermaßen die Mutter aller professionellen Fahrzeug-Tuner.

MARTIN PREM

Artikel 4 von 9