Fachkräftemangel: Visavergabe muss schneller gehen

von Redaktion

Berlin – Der Fachkräftemangel ist in der Politik längst als Problem erkannt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will zum Beispiel im Eiltempo Fachkräfte vom Balkan nach Bayern holen. In der Praxis ist das aber offenbar gar nicht so leicht, weil die Visavergabe in Konsulaten nur schleppend verläuft. Der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian, fordert deshalb eine deutliche Vereinfachung der Visaverfahren für Fachkräfte.

Die deutschen Konsulate im Ausland dürften nicht „zum Nadelöhr der Fachkräfteeinwanderung werden“, sagte er. „Selbst das beste Fachkräfteeinwanderungsgesetz bringt uns nichts, wenn potenzielle Arbeitskräfte sechs Monate auf einen Termin warten müssen“, betonte Adrian mit Blick auf das Arbeitstempo in den Konsulaten. Die komplizierte Visavergabe in sei in der Praxis ein großes Hindernis für die Anwerbung ausländischer Fachkräfte. „Die Bundesregierung muss die Visaverfahren drastisch vereinfachen“, forderte er deshalb.

Doch daneben sieht der Präsident der Handelskammer noch andere Möglichkeiten, um vakante Stellen zu besetzen. Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels müsse die Bundesregierung darüber hinaus nämlich auch Potenziale im Inland ausschöpfen. „Bis heute sind Frauen in der Arbeitswelt unterrepräsentiert“, sagte Adrian. „Wenn alle Frauen, die aktuell in Teilzeit beschäftigt sind, durchschnittlich zwei Stunden am Tag länger arbeiten würden, würde das so viel bringen wie 500 000 Arbeitskräfte.“

Als Grund für das Geschlechtermissverhältnis am Arbeitsmarkt sieht Adrian einen Mangel an Kinderbetreuungsangeboten. „Es braucht in den Kitas ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot von morgens halb sieben bis abends neun Uhr“, sagte er. „Das schaffen wir nur, wenn wir in den Kitas auch auf Arbeitskräfte zurückgreifen, die vielleicht nicht allen Ausbildungskriterien genügen.“

Es gebe unter den geflüchteten Ukrainerinnen viele, die problemlos aushelfen könnten, sagte der DIHK-Präsident. „Auch viele Rentnerinnen und Rentner wären bereit, in Randzeiten stundenweise mitzuarbeiten.“

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