Wildpoldsried – Erstmals ist es gelungen, das deutsche Stromnetz gezielt mit den Batteriespeichern von E-Autos zu stabilisieren. Das berichtet die Sonnen GmbH aus dem bayerischen Wildpoldsried. Der zum Shell-Konzern gehörende Anbieter ist auf den Verkauf von Photovoltaik-Stromspeichern an Haushalte spezialisiert, die auf Wunsch vernetzt werden. Damit treten die Haushalte am Markt als ein großer Speicher auf, der günstigen Strom aufnimmt und teurer verkauft.
Dieses sogenannte virtuelle Kraftwerk – mit gut zwei Gigawatt Leistung entspricht es zwei mittleren Atomkraftwerken – wurde nun um einige E-Autos der Nutzer erweitert: „Mit diesem neuen „Kraftwerksblock“ stehen dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet bisher ungenutzte Speicherkapazitäten von E-Autos aus vernetzten Haushalten zur Verfügung.“, heißt es von der Sonnen GmbH. Tennet ist als einer der vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland dafür zuständig, Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Normalerweise werden dafür meist Gas- und Kohlekraftwerke hochgefahren.
Technisch ist die Idee des sogenannten bidirektionalen Ladens nicht neu, die Autoindustrie wirbt damit stark für die E-Autos. Bisher war es für die Netzbetreiber aber kaum möglich, die vielen kleinen Speicher gezielt anzusteuern. Das ist aber nötig, um sie wie ein Kraftwerk schnell hochfahren zu können, um Spannungsabfälle zu verhindern. Durch das virtuelle Kraftwerk kann die Vielzahl der kleinen Speicher als ein großes Kraftwerk genutzt werden. Das löst auch das bisherige Problem der Entlohnung: Die Sonnen GmbH zahlt den Besitzern der vernetzten Speicher eine gewisse Rendite aus dem Stromhandel.
Volkswirtschaftlich gesehen hat die Idee des bidirektionalen Ladens einigen Charme: Wenn Autos einen Teil der Regelleistung übernehmen, müssen weniger Kraftwerke in Reserve gehalten werden, die Flauten von Wind und Sonne ausgleichen. Das kann für niedrigere Strompreise sorgen. MATTHIAS SCHNEIDER