Infineon kann Werk in Dresden beginnen

von Redaktion

Neubiberg – Der Halbleiterriese Infineon kann bereits in diesem Jahr die größte Investition seiner Geschichte tätigen: Ab Herbst 2023 soll für fünf Milliarden Euro ein neues Werk in Dresden entstehen. Ausschlaggebend war eine Ausnahmegenehmigung für den vorzeitigen Projektbeginn durch das Bundeswirtschaftsministerium, wie Infineon im Rahmen seiner gestrigen virtuellen Hauptversammlung bekannt gab. Hintergrund ist, dass die 300-Millimeter-Halbleiter-Fertigung Infineons bis zur Mitte des Jahrzehnts ausgelastet sein soll. Das neue Werk in Dresden solle seine volle Auslastung Ende des Jahrzehnts erreichen. Zur Finanzierung wurde eine knappe Milliarde Euro aus EU-Förderprogrammen beantragt.

Infineon-Chef Jochen Hanebeck sieht das Geld in die neuen Kapazitäten gut investiert: Die Megatrends Energiewende, E-Mobilität und Digitalisierung seien unumkehrbar – und ohne Infineon undenkbar. „Infineon ist weltweit die Nummer eins bei der Ausstattung von Windkraft- und PV-Anlagen.“

Denn die Neubiberger sind neben Sensoren vor allem auf Leistungshalbleiter spezialisiert, die Stromflüsse regeln. Neben dem traditionellen Geschäft mit Polysilicium baut Infineon gerade Kapazitäten für Halbleiter auf Siliciumcarbid und Galliumnitrid aus. Diese Materialien ermöglichen es, Strom besonders schnell und effizient zu schalten. Das ist etwa für die Elektro-Mobilität entscheidend – und für Ladegeräte. Sogenannte Onboard-Charger könnten um den Faktor 2 kleiner werden. Die Silicium-Carbid-Fertigung im malayischen Kulim soll bis 2027 verzehnfacht werden, die Opel-Mutter Stellantis habe sich bereits Kapazitäten über eine Milliarde Euro gesichert.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Infineon einen Umsatz von 15 Milliarden Euro bei einer Segmentergebnismarge von 25 Prozent.

Die Aktionärsvertreter der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz und der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK) zeigten sich mit den Ergebnissen zufrieden, immerhin gab es 2022 mit 29 Prozent Zuwachs einen Rekordumsatz. Die SDK bemängelte die Dividende von 32 Cent je Aktie jedoch als „nicht üppig“. Angesichts der Krisenfestigkeit Infineons solle der Vorstand im kommenden Jahr spendabler sein. Kritik kam unter anderem von der Fondsgesellschaft Deka in Sachen Preispolitik: Infineon habe schwächer abgeschnitten als andere Wettberber. Vertriebschef Andreas Urschitz wies das zurück, vielmehr versuche man, eher ganze Systeme als einzelne Produkte zu verkaufen, und so bessere Preise zu erzielen.

Im Aufsichtsrat wurden zwei neue Personalien beschlossen: Ex-VW-Chef Herbert Diess löst nach fünf Jahren Wolfgang Eder an der Spitze des Kontrollgremiuns ab. An die Stelle von Hans-Ulrich Holdenried tritt Siemens-Vorstand Klaus Helmrich. Vorständin Géraldine Picaud legte ihr Amt auf eigenen Wunsch vorzeitig nieder. mac

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