Höhere Preise schrecken Urlauber nicht ab

von Redaktion

VON TOM NEBE

München/Berlin – Die Lust auf Urlaub bei den Deutschen ist groß, das zeigen Umfragen und Buchungszahlen von Verbänden, Analysten und Veranstaltern. Der Reisesommer 2023 verspricht also gut zu werden für die Branche, die sich in dieser Woche in Berlin zur Reisemesse ITB trifft. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

Welches sind die Lieblingsreiseziele?

Ein Klassiker steht auch diesen Sommer hoch im Kurs: das Mittelmeer. Beim größten deutschen Veranstalter Tui sind die türkische Riviera, Mallorca und die griechischen Inseln die Top 3. „Die Reisenden aus Deutschland sind ihren Favoriten treu“, so ein Sprecher. Auch beim Flugreiseanbieter Alltours zählen diese Destinationen zu den beliebtesten Sommerreisezielen, außerdem sind hier noch die Kanaren und Ägypten dabei. Das gleiche Bild zeichnet die Anex Gruppe mit den Marken Öger Tours, Neckermann Reisen, Anex Tour und Bucher Reisen: Für alle Länder am Mittelmeer sei man bei den Vorausbuchungen für den Sommer 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich – mit 115 Prozent – im Plus. Bei DER Touristik mit den Marken Dertour, ITS und Meiers Weltreisen seien auf der Kurz- und Mittelstrecke vor allem Spanien, die Türkei, Griechenland, Deutschland und Italien gefragt. Auf der Fernstrecke sind es Nordamerika, Ziele am Indischen Ozean und in der Karibik sowie Thailand und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Wird das Reisen in diesem Sommer teurer?

Pauschal lässt sich das nicht beantworten, für viele Bereiche lautet die Antwort: wahrscheinlich ja. Beispiel Flugpreise: Laut einer Suchanfragen-Analyse der Reisesuchmaschine Kayak sind Flüge für diesen Sommer (konkret: zwischen 1. Juni und 15. September) im Schnitt erheblich teurer geworden – in Europa von 244 Euro (2022) auf 298 Euro (2023), ein Plus von mehr als 20 Prozent. Auf der Fernstrecke war die Steigerung von vergangenem zu diesem Sommer ungefähr genauso hoch. Von durchschnittlich 738 auf 893 Euro kletterten die Preise. Auch Ferienhäuser sind teurer. Im Schnitt kostet deren Miete knapp sechs Prozent mehr als 2022. Rund drei von fünf befragten privaten und gewerblichen Vermietern haben die Preise demnach für dieses Jahr erhöht. Und mit Blick auf Pauschalreisen für die Sommerferien 2023 hatte das Buchungsportal Holidaycheck im Dezember auf Basis einer eigenen Preisanalyse schon geschrieben, dass sie „teilweise drastisch teurer“ werden.

Wie lässt sich sparen?

Mit Buchungen in letzter Minute sieht es heuer eher schlecht aus. Von Alltours heißt es: Wegen der gestiegenen Nachfrage in der Sommersaison 2023 sei nicht auf viele Last-Minute-Schnäppchen zu hoffen. „Frühbucher sind heute im Vorteil“, so der Tui-Sprecher. Es gebe ausgehend von den Airlines einen Paradigmenwechsel in der gesamten Branche: „Bei den Billigfliegern ist frühes Buchen schon lange günstiger als spätes Buchen, die Hotels passen sich dieser Geschäftslogik an. So können sie ihre Kapazitäten zuverlässiger auslasten.“ Die gute Nachricht: Tatsächlich sind noch immer Rabatte für Sommerbuchungen drin, bei vielen Veranstaltern gibt es dafür bis Ende März Frühbucher-Nachlässe. Wer indes flexibel beim Reiseziel und -zeitraum ist, hat durchaus Chancen auf Schnäppchen in letzter Minute. Hat man allerdings einen ganz bestimmten Wunschurlaub im Sinn, sollte man nicht darauf spekulieren.

Wird es wieder chaotische Zustände an den Flug- häfen geben?

Personalmangel im Luftverkehr hat im vergangenen Reisesommer an den Flughäfen teils für erhebliche Probleme gesorgt und vielen den Start in den Urlaub gründlich verhagelt. Ob es diesen Sommer wieder so kommt oder alles besser abläuft, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Vollständig überwunden sind die Personalengpässe in der Branche jedenfalls nicht. Die Lufthansa hat ihren Sommerflugplan gestutzt. Devise: Lieber jetzt schon Planungssicherheit schaffen, als kurzfristig Flüge absagen zu müssen. Allein die Lufthansa hat über 30 000 Flüge aus dem Sommerflugplan gestrichen.

Apropos Fliegen: Was ist eigentlich mit dem Umweltbewusstsein?

In der Buchungspraxis schlägt das offenbar noch eher wenig durch. So heißt es etwa in der aktuellen ADAC-Tourismusstudie: Nur fünf bis zehn Prozent der Befragten seien bereit, auch nur einen kleinen Aufpreis für nachhaltige Leistungen zu zahlen. Für Tourismusforscher Harald Zeiss von der Hochschule Harz ist das kaum überraschend: Man beobachte seit Jahren, dass Menschen bei Umfragen angeben, dass ihnen Nachhaltigkeit wichtig sei. Das habe auch mit sozialer Erwünschtheit zu tun. „Wenn es dann jedoch ums Geld geht, steigen viele aus.“ Deshalb sinke die Relevanz von Aspekten der Nachhaltigkeit immer stark, sobald es um die konkrete Buchung gehe.

Artikel 4 von 6