Roche investiert 600 Millionen in Penzberg

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS UND WOLFGANG SCHÖRNER

Penzberg/Mannheim – Roche baut sein Werk im oberbayerischen Penzberg weiter aus. Der Pharmakonzern investiert 600 Millionen Euro in ein Diagnostik-Produktionszentrum, in dem ab 2027 etwa Tests zum Nachweis von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Infektionen gefertigt werden sollen. Zuvor hatte der Konzern allein in den letzten sechs Jahren 3,2 Milliarden Euro in seine vier deutschen Standorte in Penzberg, Mannheim, Grenzach-Whylen und Ludwigsburg gesteckt. Das Penzberger Werk mit seinen 7500 Mitarbeitern ist eines der größten Biotechnologie-Zentren in Europa und soll künftig viele Diagnostika-Einsatzstoffe wie Enzyme, Antigene oder Antikörper herstellen. Neben dem Diagnostik-Zentrum wird dort bis 2024 auch gerade ein Forschungscampus gebaut.

Trotz der Investitionen ist Roche nicht restlos von den deutschen Rahmenbedingungen für die Gesundheitswirtschaft überzeugt. Der weltweite Standortwettbewerb sei hart, betonte Vorstand Hagen Pfundner von der Roche Pharma AG. Die Branche leide in Deutschland unter Bürokratie und langsamen Genehmigungsprozessen. Wer hier weiter Investitionen in Forschung und Produktion garantieren wolle, müsse den Standort stärken. „Andernfalls drohen einseitige internationale Abhängigkeiten, Versorgungslücken und eine schleichende Deindustrialisierung“, warnte Pfundner.

Besonders scharfe Kritik übte Pfundner am Gesetz zur Stabilisierung der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung, das Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) 2022 auf den Weg gebracht hatte. Es regelt die Preisgestaltung für Arzneimittel und sieht unter anderem vor, dass Hersteller Rabatte und Festpreise für Medikamente gewähren. Auf die von gestiegenen Energiepreisen und fragilen Lieferketten betroffenen Pharmafirmen wirke sich das Gesetz negativ aus, so Pfundner. Es sei ein Angriff auf Innovationen und Investitionen in der Branche und gefährde die Versorgungssicherheit deutscher Patienten. Mit dem Gesetz will die Bundesregierung Leistungskürzungen und steigende Krankenkassenbeiträge verhindern. Die Pharmabranche hatte das kritisiert.

In den vergangenen Wochen gab es zudem Zweifel am Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland. So hatte Anfang des Jahres der Impfstoffhersteller Biontech angekündigt, klinische Studien vermehrt in Großbritannien durchzuführen, weil das dort unkomplizierter sei. Auch der Verband der forschenden Pharmaunternehmen bemängelte, dass es anders als in den USA, Großbritannien oder Spanien seit 2016 einen Rückgang bei der Zahl klinischer Studien zur Erprobung von Medikamenten in Deutschland gibt, weil die Genehmigungen und Verträge zu lange dauern.

Trotz Kritik blickt Roche auf ein gutes Geschäftsjahr in Deutschland zurück. Der Umsatz sank zwar um rund 15 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro, weil das Sondergeschäft mit Covid-Produkten wegfiel. Das Kerngeschäft in der deutschen Pharma-Sparte wuchs jedoch um 6,6 Prozent und lieferte einen Rekordumsatz von zwei Milliarden Euro. Auch die Diagnostik-Sparte legte um 7,9 Prozent auf 694 Millionen Euro zu. Roche Deutschland gehört zur Schweizer Roche Holding. Der Konzern stellt Medikamente, Einsatzstoffe und Diagnostikgeräte her und ist unter anderem in der Krebs- und Virenforschung tätig.

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