US-Bank in Problemen: Droht nun eine Pleitewelle?

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS

New York/Frankfurt – Eine große US-Bank befindet sich in gefährlicher Schieflage und hat damit für einen Ausverkauf bei Bankaktien gesorgt: Die Silicon Valley Bank (SVB) muss über eine Kapitalerhöhung 2,25 Milliarden US-Dollar einsammeln, um sich über Wasser zu halten. Das 1983 gegründete Finanzhaus ist ein Risikokapitalgeber für junge amerikanische Technologie-Firmen und hat 74 Milliarden US-Dollar an Krediten vergeben.

Am Freitag wurde die SVB vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt. Die Papiere der angeschlagenen SVB Financial, des Mutterkonzerns der SVB, waren am Freitag im vorbörslichen US-Handel um fast 70 Prozent eingebrochen, nachdem sie am Vortag bereits über 60 Prozent eingebüßt hatten. Aktuell ist der Handel der Papiere unterbrochen.

Hintergrund der Probleme sind offenbar die steigenden Zinsen. Sie bringen kreditfinanzierte Unternehmen wie die kalifornischen Start-ups in Schwierigkeiten. Zuletzt hatten viele von ihnen Kapital aufgebraucht und bei der SVB abgezogen. Im Gegenzug musste die Bank fast ihr gesamtes Portfolio an Staatsanleihen und Hypothekenpapieren abverkaufen. Weil deren Kurse wegen der gestiegenen Zinsen aber ebenfalls unter Druck waren, erlitt die SVB durch den Notverkauf 1,8 Milliarden Dollar Verlust.

Dieser Mechanismus könnte sich bei anderen Banken wiederholen, warnen Experten. Laut der Einlagensicherung haben allein US-Banken 620 Milliarden Dollar an unrealisierten Verlusten in ihren Wertpapierbüchern. Ziehen Kunden wegen der wirtschaftlichen Lage Kapital ab oder fallen Kredite wegen steigender Zinsen aus, müssten die Banken wie nun die SVB Wertpapiere verkaufen und Verluste damit realisieren.

Die Probleme der SVB brachten Bankaktien deshalb weltweit unter Druck. Der Bankenindex an der Wall Street mit Titeln wie Goldman Sachs, JP Morgan Chase oder Wells Fargo verlor an nur einem Tag fast acht Prozent. Auch Deutsche Aktien wie Commerzbank und Deutsche Bank kamen am Freitag unter die Räder, ebenso Bankanteile aus Frankreich, Italien oder der Schweiz. Zudem stürzte die Kryptowährung Bitcoin um zehn Prozent ab. Vor dem Crash der SVB-Aktien war die Kryptobank Silvergate mit über 14 Milliarden Dollar an Kundeneinlagen in die Pleite geschlittert. Auch sie wurde durch Mittelabflüsse ausgelöst.

Beobachter fragen sich , ob die Probleme Vorbote einer Pleitewelle im Bankensektor sind, wo die Verflechtungen groß sind. Innerhalb der Branche gibt es schon länger Warnungen, dass steigende Zinsen auch Schattenseiten haben und Kredite und Wertpapierportfolios vor Probleme stellen. Die SVB sei „nur die Spitze des Eisbergs“, glauben die Analysten von Whalen Global Advisors. Auf Twitter nannte ein Finanzexperte die drohende SVB-Pleite sogar einen „Lehman-Moment“. Die Lehman-Pleite hatte 2008 die Finanzkrise ausgelöst. Die US-Notenbank Fed gibt sich bisher jedoch entspannt. Sie warnt zwar vor den Gefahren in der Kryptobranche, hält die Auswirkungen der Silvergate-Pleite und der SVB-Schieflage aber offenbar für begrenzt.

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