VW steckt 122 Milliarden in Zukunftstechnik

von Redaktion

VON JAN PETERMANN UND MARCO ENGEMANN

Berlin – Der VW-Konzern will sein Geschäft nach dem schwierigen Jahr 2022 mit Ukraine-Krieg, Lieferproblemen und enormer Inflation deutlich ausbauen und über weitere Milliarden-Investitionen absichern. „Wir kommen aus einer Position der Stärke, ohne dabei die umfangreichen Handlungsfelder aus dem Blick zu verlieren“, sagte Vorstandschef Oliver Blume in Berlin. Dort gab die Führungsspitze des größten Autobauers in Europa Einblick in ihre Pläne für 2023 und darüber hinaus. In den kommenden fünf Jahren steckt die Volkswagen-Gruppe mehr als zwei Drittel ihres Investitionsbudgets von 180 Milliarden Euro – also gut 122 Milliarden – in die E-Mobilität und digitale Vernetzung.

Gleichzeitig strebt Blume mehr Effizienz in der lange schleppenden Entwicklung eigener Auto-Software an. Nach der Ablösung von Herbert Diess habe es „eine Renovierung und einige Umbauarbeiten“ gegeben, erklärte der Manager.

Viel Geld soll bis 2027 in sogenannte Zukunftstechnologien fließen. In der vorangegangenen großen Planungsrunde hatte VW hierfür rund 56 Prozent der gesamten Investitionsmittel von 159 Milliarden Euro veranschlagt. 2025 soll jedes fünfte weltweit verkaufte Fahrzeug einen reinen Elektroantrieb haben. Bis zu 15 Milliarden Euro sind binnen fünf Jahren für den Aufbau weiterer Batteriezellfabriken und für die Rohstoffsicherung vorgesehen. Ob Volkswagen das zunächst schon fest eingeplante Extra-Werk für das künftige Kernmodell Trinity in Wolfsburg braucht, ist nach wie vor nicht abschließend entschieden.

Der Höhepunkt der Ausgaben werde voraussichtlich in zwei Jahren überschritten. „Nach 2025 können wir dann ernten“, sagte Finanzchef Arno Antlitz. Vorerst gebe es eine „hohe Doppelbelastung“, weil parallel zum Ausbau der E-Palette zunächst auch Verbrenner im Angebot bleiben sollen. Schärfere Abgasvorgaben der EU dürften dazu führen, dass Reinigungstechnik für Benziner und Diesel teurer wird.

Umstritten ist zudem die Frage, ob mit synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) betankte Verbrenner auch nach 2035 zugelassen werden sollten. Blume ist dafür. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte wegen dieses Streitpunkts eine Abstimmung in Brüssel blockiert. In Nordamerika wollen die Wolfsburger eine größere Rolle spielen, in China die Anstrengungen rund um die Digitalisierung im Auto stärken. Auf seinem wichtigsten Markt hatte VW Probleme, die Ansprüche junger chinesischer Kunden zu erfüllen. Für die USA kündigte der Konzern ein neues Werk in South Carolina an – dort sollen ab 2026 Pick-ups der Submarke Scout entstehen. In der südkanadischen Provinz Ontario plant VW außerdem seine erste Fabrik zur Fertigung eigener Batteriezellen für E-Autos außerhalb Europas.

Seine wichtigsten Zahlen hatte der Konzern bereits vorgelegt. Nachdem die Auslieferungen der nach Toyota zweitgrößten Autogruppe 2022 vor allem wegen der Zulieferprobleme um 7 Prozent auf knapp 8,3 Millionen Fahrzeuge abgerutscht waren, peilt sie für 2023 nun 9,5 Millionen Stück an. Der Umsatz soll um 10 bis 15 Prozent zulegen.

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