Experten: Lage im Bankensektor bleibt fragil

von Redaktion

Frankfurt – Nachdem sich die Aufregung um den europäischen Bankensektor zunächst etwas gelegt hat, ist auch das Interesse an sicheren Anlagehäfen wie Gold zurückgegangen. Am Dienstag notierte der Preis für eine Feinunze des Edelmetalls mit etwa 1970 US-Dollar unter der Marke von 2000 Dollar. Am Montag war diese Schwelle erstmals seit etwa einem Jahr überschritten worden. Auch bei anderen als sicher geltende Finanzanlagen wie Staatsanleihen kehrte am Dienstag etwas Ruhe ein.

Zum Wochenstart waren Staatstitel hoher Bonität wie Bundeswertpapiere zeitweise stark gefragt. Auslöser war die nicht durchweg positiv aufgenommene Notübernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse durch die Konkurrentin UBS. Hintergrund der Übernahme sind zahlreiche Probleme der Credit Suisse, die das Vertrauen in den europäischen Bankensektor im derzeit nervösen Marktumfeld zu beschädigen drohten. Hinzu kommen erhebliche Probleme mehrerer mittelgroßer US-Banken, die über die USA hinaus für Unruhe sorgen.

Fachleute wollen aber trotz der Beruhigung keine Entwarnung geben. „Nichtsdestotrotz ist an den Märkten mit Nachwehen zu rechnen“, betonte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege von der Postbank. So dürften die Zinsen, zu denen sich Kreditinstitute am Kapitalmarkt Geld beschaffen können, erhöht bleiben und die Gewinne der Geldhäuser schmälern.

Die Analysten von der Landesbank Hessen Thüringen (Helaba) erklärten, die nervösen Marktreaktionen vom Montag zeigten, dass das Vertrauen in die Stabilität fragil sei. Sie lenkten den Blick auf die am Mittwoch anstehende Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed. Angesichts der hohen Inflation wird mit einer weiteren Zinsanhebung gerechnet. Ein Stillhalten könnte dagegen neue Sorgen auslösen – „frei nach dem Motto: Wo Rauch ist, ist auch Feuer“, so die Helaba.

Dagegen hält US-Finanzministerin Janet Yellen die Gefahr für den Bankensektor durch die staatliche Unterstützung für zwei kriselnde Geldinstitute in den USA für zunächst gebannt. „Der Gesamtabfluss von Einlagen aus regionalen Banken hat sich stabilisiert“, heißt es in ihrem vorab verbreiteten Redetext für ein Treffen mit US-Bankern am Dienstag in Washington. „Unser Eingreifen war notwendig, um das breitere US-Bankensystem zu schützen.“

Die Konjunkturerwartungen von Finanzexperten in Deutschland und Europa haben sich vor dem Hintergrund der aktuellen Bankenkrise indes deutlich eingetrübt. Der entsprechende Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim sank in der März-Umfrage auf 13,0 Punkte, das liegt 15,1 Punkte unterhalb des Werts vom Februar. Die „aktuell hohe Unsicherheit“ an den internationalen Finanzmärkten schlage sich in den ZEW-Konjunkturerwartungen nieder, erklärte Institutspräsident Achim Wambach zu den jüngsten Ergebnissen. So verschlechterte sich zuletzt die Einschätzung zur Ertragsentwicklung der Banken „ganz erheblich“, auch wenn sie weiterhin im leicht positiven Bereich bleibt. Auch die Einschätzungen zur Versicherungswirtschaft gingen „deutlich zurück“.

Der ZEW-Index für die aktuelle konjunkturelle Lage in Deutschland verschlechterte sich minimal, er liegt aktuell bei minus 46,5 Punkten und somit 1,4 Punkte unter dem Wert des Vormonats. Die Erwartungen der Experten an die Entwicklung in der Eurozone verschlechtern sich ebenfalls „erheblich“. dpa/afp

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