Berlin – Der Neu- und Ausbau von Autobahnen und Bundesfernstraßen in Deutschland droht laut Berechnungen von Greenpeace drei Mal so teuer zu werden wie ursprünglich kalkuliert. Der Bau der etwa 800 im Bundesverkehrswegeplan genannten Straßenprojekte mit höchster Priorität würde bis 2035 insgesamt 153 Milliarden Euro kosten statt der ursprünglich kalkulierten 50,9 Milliarden, erklärte Greenpeace am Donnerstag. Die Organisation kritisierte: „Das Verkehrsministerium rechnet sich seine klimaschädlichen Straßenbaupläne systematisch schön.“
Der aktuell gültige Bundesverkehrswegeplan (BVWP) war 2016 verabschiedet worden. Für alle 1360 Fernstraßenprojekte darin gibt es Kostenschätzungen. Für 351 davon gibt es aktuelle Preisstände – die Regierung legte sie auf Anfrage der Linken vor. Die Liste zeigt laut Greenpeace: Bei 13 Projekten sanken die kalkulierten Kosten, bei 13 weiteren blieben sie konstant, bei 325 Projekten jedoch verteuerten sie sich zum Teil um mehrere hundert Prozent. Grund für die Preissteigerungen sind die Inflation, neue Auflagen etwa wegen des Umweltschutzes und laut Greenpeace auch die „systematische Kleinrechnung der ursprünglich veranschlagten Projektkosten“. Die Bundesländer haben demnach ein Interesse daran, geringe Kosten anzugeben, um die Chancen einer Umsetzung von Projekten zu erhöhen. Das Geld, das der Ausbau des Straßennetzes also mehr kosten würde als geplant, fehle für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und der Bahn, erklärte die Umweltorganisation. Es gehe um gut 100 Milliarden Euro. afp