München – Der Wirecard-Vorstand war nach Worten eines ehemaligen Firmenjuristen vor dem Kollaps des Konzerns im Sommer 2020 nicht übermäßig an Rechtstreue und der Aufklärung von Vorwürfen interessiert. Die Compliance-Abteilung sei von Anfang an „zu schmal“ aufgestellt gewesen, sagte deren früherer Leiter am Montag als Zeuge im Münchner Wirecard-Prozess. Bei Wirecard waren laut Zeugen zum Zeitpunkt der Insolvenz lediglich vier Mitarbeiter in der Compliance-Abteilung. Nach der Veröffentlichung erster konkreter Falschbuchungsvorwürfe durch die Londoner „Financial Times“ 2019 unternahm der Vorstand nach Eindruck des Zeugen nichts, um den Anschuldigungen auf den Grund zu gehen: „Mein Eindruck war, dass man sich nicht aktiv um die inhaltliche Auseinandersetzung und Aufklärung bemüht“, sagte der Rechtsanwalt. „Sondern dass alles möglichst kleingehalten werden sollte.“ dpa