Dax-Konzerne zahlen Rekorddividenden

von Redaktion

VON GERD HÜBNER

München – Auf den ersten Blick war 2022 kein gutes Jahr. Lieferkettenprobleme, der Einmarsch Russlands in die Ukraine, hohe Energiepreise, hohe Inflationsraten und aggressive Zinserhöhungen durch die Notenbanken – eigentlich keine guten Voraussetzungen für die Börse.

Gewinne

Trotz alledem war 2022 aus wirtschaftlicher Sicht gar nicht so schlecht. Immerhin wuchs die deutsche Wirtschaft um 1,9 Prozent, während die Unternehmen aus dem deutschen Leitindex Dax nach Berechnung der Deka mit 147,8 Milliarden Euro Rekordgewinne erwirtschafteten. Der Grund: Eine stabile Nachfrage bei gleichzeitig begrenztem Angebot habe sich positiv auf die Gewinnmargen der Unternehmen ausgewirkt – und damit die Gewinne in die Höhe getrieben.

Ausschüttung

Und so sind die Dax-Firmen in diesem Jahr in der Lage, rund 55 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner auszuschütten. Ohne Berücksichtigung von Sonderdividenden sind das rund 4,2 Milliarden Euro oder 8,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Und es sind rund 20 Milliarden Euro mehr als 2021, das im Zeichen der Corona-Krise stand.

Aber nicht nur die Dax-Mitglieder glänzen mit attraktiven Ausschüttungen. Laut dem Janus Henderson Global Dividend Index sind die Dividendenzahlungen im vergangenen Jahr weltweit um 8,4 Prozent auf 1,56 Billionen Dollar gestiegen. Doch spielen Dividenden auch generell für die Wertentwicklung einer Aktienanlage eine wichtige Rolle.

Rendite

Wie die Experten von Allianz Global Investors berechnet haben, trugen Ausschüttungen zwischen 1978 bis Ende 2022 beim MSCI Europa ungefähr 35 Prozent zur annualisierten Gesamtrendite bei. In Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum waren es gut 26 und knapp 31 Prozent.

„Unserer Ansicht nach macht es grundsätzlich Sinn, in Unternehmen, die Gewinne machen und diese auch ausschütten, zu investieren“, sagt Mathias Lebtig von FP Asset Management. „Denn der laufende Ertrag aus den Dividendenzahlungen stellt eine stabile Renditequelle dar und kann die Kursschwankungen zumindest teilweise kompensieren.“ Zudem kann es sich auch deshalb lohnen, Dividendenzahler im Portfolio zu berücksichtigen, weil die Dividendenrenditen, also das Verhältnis zwischen Ausschüttung und Aktienkurs, zum Teil sehr attraktiv aussehen.

Spitzendividenden

Der Autobauer Mercedes zum Beispiel, der mit rund 5,35 Milliarden Euro die höchste Summe an seine Anteilseigner auszahlt, weist derzeit eine Dividendenrendite von rund 6,8 Prozent aus. Beim Versicherungskonzern Allianz sind es derzeit rund 5,5 Prozent und für den europäischen Aktienindex Euro Stoxx 50 insgesamt lag die Dividendenrendite zuletzt bei rund 3,5 Prozent.

Fallstricke

James Dow, Manager des Global Income Growth Fund von Baillie Gifford, warnt jedoch vor der alleinigen Fokussierung auf eine hohe Dividendenrendite. „Firmen, die heute eine hohe Dividendenrendite bringen, aber nicht wachsen oder ihr Geschäft weiterentwickeln, sind oft verschwendete Investments, die das Vermögen des Anlegers auf lange Sicht schmelzen lassen.“ Tatsächlich gab es in der Vergangenheit bei einzelnen Aktien immer wieder extrem hohe Dividendenrenditen. Diese können jedoch auch Folge eines stark gesunkenen Aktienkurses sein und darin drückt sich dann die Skepsis des Marktes aus, dass die Kontinuität bei den Ausschüttungen vielleicht nicht gegeben ist.

Stabilität

Deshalb ist es für Anleger wichtig, stärker darauf achten, wie stabil die Ausschüttungen über die Jahre hinweg waren. So kann es sich zum Beispiel lohnen, auf sogenannte Dividendenaristokraten zu setzen. Das sind Unternehmen, die ihre Dividenden über lange Zeiträume nie gekürzt und vielleicht sogar kontinuierlich erhöht haben. Dazu zählen zum Beispiel bekannte internationale Konzerne wie Coca-Cola, Procter & Gamble, IBM, McDonalds oder Nestlé. Hierzulande haben unter anderem die Deutsche Post, Henkel, Allianz oder die Münchener Rück ihre Ausschüttungen zumindest in den vergangenen zehn Jahren immer mindestens stabil gehalten.

Steuern

Wer bei einer Dividendenstrategie international diversifiziert, muss dabei noch etwas berücksichtigen: nämlich die steuerliche Seite. Wer im Ausland Dividenden vereinnahmt, muss darauf die Quellensteuer entrichten und die kann höher sein als die Abgeltungssteuer von 25 Prozent in Deutschland. Diese kann man sich zwar zurückholen, wer den damit verbundenen Aufwand aber vermeiden möchte, sollte bei einer internationalen Dividendenstrategie auf Fonds oder ETFs setzen, da hier die Besteuerung auf Ebene des Anlageprodukts erfolgt.

Perspektive

Auch wenn Dividenden in der Regel nicht so stark schwanken wie die Firmengewinne, so sollten Anleger dennoch nicht davon ausgehen, dass die Ausschüttungen insgesamt jedes Jahr stetig weiter wachsen. So kam es in der Vergangenheit immer wieder zu schlechteren Jahren. Das könnte auch für das kommende Jahr gelten. Denn angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten sind in 2024 Rückgänge bei den Ausschüttungen nicht auszuschließen. Wer heute in eine Dividendenstrategie investiert, sollte dies deshalb mit einem langfristigen Horizont tun und nicht nur mit Blick auf die anstehende Dividendensaison.

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