Baywa-Chef Lutz: Abschied mit Rekordgewinn

von Redaktion

München – Klaus-Josef Lutz vermeldete auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz als Baywa-Chef einen Rekordgewinn: Der Agrar- und Mischkonzern steigerte seinen Umsatz 2022 um mehr als ein Drittel auf 27 Milliarden Euro, der Gewinn sprang um 89 Prozent auf über eine halbe Milliarde Euro nach oben. Die Dividende wurde um 15 Cent auf 1,20 Euro erhöht.

Baywa-Chef Lutz sprach von einem Ausnahmejahr: „Ungeachtet der Störungen in den globalen Lieferketten und der zum Teil knappen Verfügbarkeit einiger Waren konnten wir die Nachfrage unserer Kundinnen und Kunden nach Wärmeenergieträgern, Baustoffen und Betriebsmitteln für die Landwirtschaft nahezu uneingeschränkt bedienen.“ Dabei profitierte das Unternehmen auch von Nebeneffekten des Krieges in der Ukraine: So hätten sich die Bundesbürger ihre Heizöltanks und Pelletspeicher 2022 trotz hoher Preise „randvoll gemacht“, berichtete Lutz. Das bescherte der Baywa im Energie-Bereich in hohes Umsatz- und Gewinnplus. Sondereinnahmen gab es auch wegen der im Zuge des Ukraine-Krieges enorm gestiegenen Preise für Getreide und Agrarrohstoffe sowie Düngemittel.

Daneben verdiente die Baywa viel Geld mit der Energiewende. Im Geschäft mit regenerativen Energien wurden 6,5 Milliarden Euro Umsatz erzielt, fast doppelt so viel wie 2021. Mit 239 Millionen Euro stammte die Hälfte des Gewinns aus diesem Bereich. Hier trug nicht zuletzt der Handel mit Solarmodulen zum starken Ergebnis bei – der jedoch bald verkauft werden soll, weil sich die Baywa künftig stärker als Betreiber von Kraftwerken wie Solar- und Windparks und nicht als Händler etablieren will. „Wir können nicht alles gleichzeitig machen“, so Lutz. Der Verkauf soll mindestens 2,2 bis 2,4 Milliarden Euro einbringen. Auch wenn die im S-Dax notierten Münchner den durch Sondereffekte beflügelten Rekordgewinn nicht halten dürften, erhöhte sie die mittelfristige Prognose für 2025 um 70 Millionen auf 470 bis 520 Millionen Euro. 2023 soll der Gewinn auf 320 bis 370 Millionen sinken.

Bevor Lutz nach 15 Jahren im April das Amt als Baywa-Chef an seinen Nachfolger Marcus Pöllinger übergibt, verteidigte er die Internationalisierung der Baywa und ihren Einstieg in den Bereich erneuerbare Energien. Beides hatte Lutz als Vorstand trotz viel Kritik vorangetrieben. Ohne sie hätte das Traditionsunternehmen mit 25 000 Mitarbeitern „ein ziemlich hartes Sanierungsprogramm durchlaufen müssen“, sagte Lutz. Seit 2018 seien rund zwei Drittel des Gewinns in den neuen Geschäftsbereichen erzielt worden. Der Bundesregierung warf Lutz zum Abschied wegen des langsamen Ausbaus der Erneuerbaren Energien eine „Micky-Maus-Politik“ vor.

ANDREAS HÖSS

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