Heizöl-Härtefonds: Viele gehen leer aus

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS UND MATTHIAS SCHNEIDER

München – Eine Heizöl- oder Pelletrechnung, die Hunderte oder gar Tausende Euro teurer war als im Vorjahr: Im Krisensommer 2022 war das der Normalfall. Für viele Hausbesitzer und Mieter war das eine hohe finanzielle Belastung. Doch die Politik versprach Abhilfe. Nun kann man sich ausrechnen, ob und wie viel Hilfe man bekommt.

Die Formel dafür ist schon länger bekannt: Rechnungsbetrag minus zwei mal Referenzpreis mal Bestellmenge mal 0,8. Nun kennt man auch den dafür nötigen Referenzwert. Hier wird nicht die individuelle Ölrechnung aus 2021 angelegt, Bund und Länder haben sich auf den Durschnittspreis für Öl, Pellets oder Flüssiggas geeinigt. Und der ist zumindest bei Öl so hoch, dass rund die Hälfte der eine Millionen Nutzer von Ölheizungen im Freistaat leer ausgehen düften. Hilfen erhält, wer den doppelten Referenzpreis gezahlt hat. Bei Öl sind das 1,42 Euro je Liter.

„Beim Heizöl sind die Erstattungsansprüche mitunter klein und bleiben oft unterhalb der Bagatellgrenze von 100 Euro“, bestätigt Oliver Klapschus von Heizöl24. Das zeigen Auswertungen des Heizölpreises. Wer im Januar, Februar, April, Mai, November und Dezember 2022 bestellt hat, könnte trotz hoher Preisaufschläge im Vergleich zum Vorjahr ganz leer ausgehen, weil der Ölpreis dort oft unter 1,42 Euro lag, der Mindestgröße für Hilfen. Laut einer exklusiven Aufstellung von Heizöl24 für unsere Zeitung wurde in dieser Zeit in Bayern aber die Hälfte der Bestellungen abgewickelt.

Auch Besteller vom Juni und Juli könnten ohne Hilfen bleiben. Hier war der Ölpreis nur so knapp über 1,42 Euro, dass Ansprüche unter die Bagatellgrenze von 100 Euro fallen könnten, unter der nichts rückerstattet wird. Das gelte auch für Bestellungen unter 1500 Euro, erklärt Klapschus.

Selbst wer Anspruch auf Zahlungen hat, könnte über deren Höhe enttäuscht sein. Wer zum Beispiel im März 2022 für rund 1,60 Euro – im Monatsschnitt der Höchstpreis des Jahres 2022 – 3000 Liter Öl bestellt hat, der hat zwar 4800 Euro bezahlt und damit fast 3000 Euro mehr als im März 2021. Dennoch bekommt er nur 432 Euro Hilfe. Wer 1,50 Euro bezahlt hat, bekommt 192 Euro zurückerstattet.

So weit die schlechte Nachricht. Die gute: Für Besitzer von Pelletheizungen ist die Situation besser. „Hier winken hohe Rückvergütungen, besonders wenn zwischen Juli und Oktober gekauft wurde“, sagt Klapschus. In dieser Zeit lag der Preis dauerhaft über dem Referenzwert von 480 Euro je Tonne. Wer zum Beispiel sein Pelletlager im August zum Höchstpreis von 800 Euro je Tonne aufgefüllt hat, könnte nun 1500 Euro vom Staat bekommen – deutlich mehr als die allermeisten Ölheizer. Allerdings hat in diesen vier Monaten nur ein Viertel der rund 250 000 Haushalte in Bayern mit Pelletheizung bestellt.

Wer nun errechnet hat, dass er Zahlungen bekommt, muss sich dennoch weiter gedulden: Noch können die Anträge für die Härtefallhilfen nicht eingereicht werden. Dafür verweist das Sozialministerium Bayern darauf, dass ab Montag eine Hotline freigeschaltet wird, bei der man sich Infos holen kann.

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