US-Banken: Zeitbombe Immobilien?

von Redaktion

Frankfurt/München – Gerade erst haben Kursverluste bei Wertpapierportfolios US-Banken in Probleme gebracht. Betroffen waren vor allem viele kleine Regionalbanken. Nun suchen Investoren, wo es bei den über 4500 US-Instituten noch zu Problemen kommen könnte – und haben Kredite für Gewerbeimmobilien als tickende Zeitbombe identifiziert.

Laut einer Analyse der Commerzbank haben amerikanische Banken dort rund 2,9 Billionen Dollar oder umgerechnet 2,7 Billionen Euro im Feuer, über zwei Drittel davon stammen von Regionalbanken. Die größten Kredite wurden mit 575 Milliarden Dollar für gewerbliche Wohnimmobilien und mit 1,75 Billionen für Hotels, Einkaufszentren und Bürogebäude vergeben.

Dort lauern laut Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer auch die Probleme: Die Bürogebäude seien derzeit nur noch halb so stark besetzt wie vor der Pandemie, denn auch in den USA arbeiten immer mehr Angestellte von zu Hause, statt sich Tag für Tag ins Büro zu schleppen. Das dürfte dauerhaft so bleiben. Deshalb brauchen die Firmen weniger Bürofläche, was die Preise dort bereits purzeln ließ. Gleichzeitig gab es in den vergangenen Jahren wegen der Niedrigzinsen einen Bauboom in Amerika. Eine Rekordzahl an Wohnungen ist im Bau, die in den nächsten Quartalen auf den Markt kommt. Weil die Zinsen aber stark gestiegen sind und wirtschaftlich schlechtere Zeiten drohen, könnten sich viele Interessenten ihre Traumwohnung nun doch nicht mehr leisten, was die Preise drücken würde. Für die Projektierer ein Problem: „Es drohen dann höhere Ausfallraten bei den Gewerbekrediten“, erklärt Krämer.

Für die Regionalbanken würde das bedeuten, dass die Zahl der faulen Kredite in ihren Büchern steigt. Das wäre durchaus eine Existenzfrage. Immerhin machen Kredite für Gewerbeimmobilien bei ihnen im Schnitt 28,5 Prozent der Bilanz aus – eine hohe Zahl. Es sei nicht auszuschließen, dass weitere kleine amerikanische Institute in Schwierigkeiten geraten, warnt Krämer. „Damit könnten auf die US-Banken neue Belastungen zukommen.“

ANDREAS HÖSS

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