Alternative Heizungen: Die Kostenfrage

von Redaktion

München/Berlin – Der Eigentümerverband Haus & Grund warnt bei dem geplanten Gebäudeenergiegesetz vor einer finanziellen Überlastung von Eigentümern. „Für die meisten Immobilien bietet das Gebäudeenergiegesetz weder technologieoffene, noch bezahlbare Lösungen und führt damit für viele private Eigentümer zu einer finanziellen Überlastung“, sagte der Verbandspräsident Kai Warnecke.

Mit dem Kompromiss der Ampel-Koalition zum lange Zeit umstrittenen Gebäudeenergiegesetz kommt das Ende von Öl- und Gasheizungen in Deutschland. Es wird allerdings ein Ende auf Raten sein, weil es Übergangs- und Ausnahmeregelungen geben soll. Es bleibt laut dem Entwurf im Kern dabei, dass ab dem 1. Januar 2024 jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss.

Die beteiligten Ministerien betonen, dass es eine Technologieoffenheit gibt. Neben Wärmepumpen soll es möglich sein, Solarthermie zu nutzen. Es sei auch möglich, ein Hybridsystem aus Wärmepumpe und Gasheizung einzubauen, bei der die Wärmepumpe die Grundversorgung deckt und die Gasheizung an kalten Tagen einspringt.

Es gibt aber auch Stimmen, die einen Weiterbetrieb der konventionellen Gasthermen mit Biomethan fordern. Die „Welt“ zitiert dazu eine Studie des Fachverbands Biogas: Demnach könnten bis 2030 über sieben Millionen Haushalte Biomethan in ihren Gasthermen nutzen.

Was rein technisch möglich ist, macht wirtschaftlich nach Ansicht von Experten jedoch wenig Sinn. Denn um Haushalte zu versorgen, müssten die Biogasanlagen aufhören, Strom zu erzeugen: „In 98 Prozent der deutschen Biogasanlagen wird das rohe Biogas verstromt“, erklärt Jörg Schäfer vom Fachverband Biogas, der die Studie in Auftrag gegeben hatte. Würde das Gas zum Heizen genutzt, fehlte es im Stromnetz.

Für Verbraucher kommt die Kostenfrage dazu: „Damit aus Biogas Biomethan wird, das wie Erdgas genutzt werden kann, muss es gereinigt werden – das ist mit Zusatzkosten verbunden.“ Konkret liegen die Herstellungskosten für Biomethan zwischen sechs und zwölf Cent pro Kilowattstunde. Zum Vergleich: Erdgas wird derzeit zu rund vier Cent gehandelt, vor der Krise waren es etwa zwei. Deshalb ist der Verbrauchermarkt für Biomethan derzeit recht überschaubar.

Jörg Schäfer sieht Anwendungsmöglichkeiten bei Sonderfällen wie schlecht gedämmten Häusern: „Gerade in gedämmten Gebäuden macht die Wärmepumpe Sinn. In vielen Bereichen brauchen Sie aber auch noch eine chemische Wärmequelle, wie eine Gastherme.“

Physikalisch – und damit wirtschaftlich – ist Nahwärme aber die bessere Lösung: „Die Verstromung ist zusammen mit einem guten Wärmekonzept die effizienteste Nutzung von Biogas.“ Denn Strom ist die deutlich höherwertige Energieform, bringt also pro Kilowattstunde Biogas mehr Ertrag. Das macht das „Abfallprodukt“ Wärme günstiger: „Nahwärme aus Biogasanlagen kostet zwischen vier und sieben Cent pro Kilowattstunde“, so Schäfer. Eine solche Anlage könnte ein ganzes Dorf versorgen. Auch volkswirtschaftlich ist die Verstromung attraktiver: Denn Wärmepumpen können meist mit einer kWh Strom drei kWh Wärme erzeugen. MATTHIAS SCHNEIDER  mit dpa

Artikel 7 von 11