München – Jedem Tierchen sein Plaisierchen: Das gilt auch für die Geldanlage, wo jeder seinen eigenen Vorlieben frönt. Manche Anleger kaufen nur Solar- und Windkraftaktien, andere kennen sich vor allem mit Technologiewerten aus und wieder andere finden Aktien rund um das Geschäft mit Tieren toll. Für alle gibt es spezielle Fonds, sogar für die Haustier-Fans – nämlich den Allianz Global Investors Pet and Animal Wellbeing. Während der mit einem Gewinn von rund elf Prozent pro Jahr in den vergangenen drei Jahren immerhin ähnlich gut wie der globale Aktienindex MSCI World abschnitt, kann man das von vielen anderen Themenfonds leider nicht behaupten.
Mittlerweile gibt es schon so viele thematische Fonds in Deutschland, dass es schwer ist, sie zu zählen. Je nach Definition und Abgrenzung kommt man auf mindestens 250 bis 300 Produkte mit 150 bis 250 Milliarden Euro an investiertem Kapital. Darunter sind neben Nischenthemen wie Tieraktien, zu denen es meist ein oder zwei Produkte gibt, Bereiche wie Erneuerbare Energien, Technologie, Gesundheit oder Konsum, zu denen viele Gesellschaften Fonds oder ETF genannte Indexfonds aufgelegt haben. Die meisten davon liefen in den vergangenen drei Jahren jedoch schlechter als der breite Markt. Das zeigt eine Auswertung der Ratingagentur Scope für unsere Zeitung.
Demnach schlugen von zwölf Themenbereichen nur zwei den globalen Aktienindex MSCI World, nämlich Alternative Energien und Mobilität der Zukunft. Und während die Energie-Produkte mit Solar- oder Windkraftaktien den Markt auch auf fünf Jahre hinter sich ließen, müssen die E-Auto-Aktien ihren Erfolg erst einmal wiederholen. Denn vor fünf Jahren gab es noch kaum Produkte in diesem Segment, weshalb es keine langfristige Wertentwicklung ausweisen kann.
Während streng genommen also nur ein Thema wirklich auf lange und mittlere Sicht erfolgreich war, schnitten zehn Bereiche klar schlechter ab als der MSCI World, der in drei Jahren im Schnitt fast zwölf Prozent Gewinn pro Jahr erwirtschaftete. Die meisten Themenfonds blieben deutlich hinter dieser Marke zurück. Ein „ernüchterndes Ergebnis“, bilanziert Analystin Simone Schieg von Scope, die die Daten ausgewertet hat. Unterirdisch schnitten mit je rund zwei Prozent Plus pro Jahr Fonds und ETF aus den Bereichen Fintechs und Digitalisierung ab (siehe Tabelle). Auch für die Themen Gesundheit, Ernährung oder Demografie lief es nicht viel besser. „Viele Themenfonds hat es im schwierigen Börsenjahr 2022 eiskalt erwischt“, erklärt Schieg.
Doch warum sind diese Produkte bei Anlegern trotzdem so beliebt? Weil sie einfach zu verstehen sind, glaubt die Analystin. „Die Investmentidee, die dahintersteckt, ist im Regelfall nachvollziehbar“. So sehen Anleger täglich, dass die Digitalisierung oder der demografische Wandel die Gesellschaft prägen. Der Gedanke, dass sich damit dann auch gut Geld verdienen lässt, liege nahe. „Ob aber wirklich alle Themen die erhofften Gewinne bringen, steht auf einem anderen Blatt“, gibt Schieg jedoch zu bedenken.
Ebenfalls umstritten ist, ob man mit den Fonds immer zielsicher in diese Themen investiert. Beispiel Demografie-Fonds: Dort finden sich in Portfolios von Anbietern wie Fidelity oder Gulliver Firmen wie Apple, Microsoft, Amazon oder Tesla – alles zweifellos tolle Konzerne. Doch was genau sie mit der gesellschaftlichen Alterung zu tun haben, bleibt nebulös. Ein Problem, das auf viele Themenfonds zutrifft, deren Portfolios oft erklärungsbedürftig sind.
Dennoch gibt es immer wieder Themenfonds, die spektakuläre Renditen abliefern. Beispiel: Der Thematica Future Mobility, der seit März 2020 pro Jahr im Schnitt über 40 Prozent Gewinn erzielte. „Bei immerhin acht von zwölf Themen gibt es mindestens einen Fonds, dessen Wert stärker gestiegen ist als der MSCI World“, rechnet Schieg vor. Ob diese Fonds dauerhaft Mehrwert erwirtschaften, ist jedoch unklar. Ein Themeninvestment sollte deshalb immer nur eine kleine Beimischung im Portfolio sein. Ein breites Investment in globale Aktien streut Risiken besser – und bringt statistisch gesehen in den allermeisten Fällen auch mehr Rendite.