Trachten bringen Ludwig Beck Umsatzschub

von Redaktion

VON GERHARD HEGMANN

München – Für das Traditionskaufhaus Ludwig Beck am Rathauseck verlief das Geschäftsjahr 2022 zwar besser als im Vorjahr. Aber der Umsatz und das Ergebnis aus der Vor-Corona-Zeit wurde bei Weitem noch nicht erreicht. Wie das Kaufhaus mitteilt, kletterte der Bruttoumsatz einschließlich Mehrwertsteuer um 26 Prozent auf 83,8 Millionen Euro und lag damit immer noch deutlich unter dem Niveau von 2019 mit gut 95 Millionen Euro. Erst in diesem Jahr hofft der Vorstand mit erwarteten 88 bis 92 Millionen Umsatz fast wieder frühere Werte zu erreichen.

Wie zahlreiche Modegeschäfte spricht auch Ludwig Beck von unterschiedlichen Einflüssen auf den Geschäftsverlauf. Es gab zwar keine Lockdowns mehr, aber die Konsumstimmung sei keinesfalls wie in einem Normaljahr gewesen. Der Kriegsbeginn in der Ukraine, steigende Energiepreise und höhere Inflation dämpften die Kauflaune.

Ein Lichtblick für Ludwig Beck sei die neu eröffnete Trachtenabteilung in Kombination mit dem Oktoberfest gewesen. Bei Trachten lagen die Umsätze weit über dem Vor-Pandemie-Niveau von 2019. Unter dem Strich stand 2022 ein kleiner Konzerngewinn von 2,2 Millionen Euro. Viel höher dürfte der Ertrag auch im laufenden Jahr nicht ausfallen, denn es wird beim operativen Ergebnis allenfalls das Niveau aus 2022 erwartet. Auch die Aktionäre müssen sich weiter gedulden. Zuletzt zahlte Ludwig Beck 2018 eine Dividende.

Ludwig Beck glaubt unverändert an den stationären Handel und will das laut Eigenwerbung „Kaufhaus der Sinne“ weiter modernisieren. Neben dem Textilangebot im mittel- bis hochpreisigen Segment gehören auch Accessoires, Kosmetika, Papierwaren und Tonträger zum Angebot im Kaufhaus am Münchner Marienplatz. Parallel gibt es ein Online-Portal. Vom Gesamtumsatz entfiel 2022 rund 72 Prozent auf Textil.

Zu den Besonderheiten von Ludwig Beck gehört, dass es ein seit 1998 an der Börse notiertes Kaufhaus ist. Seit jeher gibt es Spekulationen über den tatsächlichen Immobilienwert des Grundstücks in zentraler Lage in München, das mit einem Buchwert von lediglich gut 70 Millionen Euro in der Bilanz steht. Für Aufmerksamkeit sorgte daher Ende 2020 der Einstieg des Immobiliengroßunternehmers Alfons Doblinger als Großaktionär bei Ludwig Beck. Der scheue 79-jährige Unternehmer hält inzwischen 25 Prozent oder sogar noch etwas mehr an Ludwig Beck. Jetzt will Doblinger über einen Gefolgsmann in den Aufsichtsrat des Kaufhauses einziehen, geht aus der soeben veröffentlichten Einladung zur Hauptversammlung hervor. Doblinger schickt den Aufsichtsratschef seines Mutterunternehmens Dibag, Sebastian Hejnal, in das Kontrollgremium des Kaufhauses. Ob der Doblinger-Vertreter auch den Vorsitz im Aufsichtsrat übernehmen soll, geht aus der Einladung nicht hervor.

Bisher stand Ex-Escada-Chef Bruno Sälzer an der Spitze. Weil seine Amtszeit abgelaufen ist, wird er zur Wiederwahl vorgeschlagen, ebenso wie Clarissa Käfer, die Ehefrau von Michael Käfer. Feinkost Käfer betreibt in dem Kaufhaus ein Bistro. Wiedergewählt werden soll in den Aufsichtsrat auch Sandra Pabst, Geschäftsführerin in der Gruppe des Unternehmers und Luftfahrt-Enthusiasten Hans Rudolf Wöhrl, einem weiteren Großaktionär von Ludwig Beck.

Vertreter des neuen Großaktionärs soll in den Aufsichtsrat

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