Hamburg – Einst schon mal als „Ökospinner“ bezeichnet, gilt der Hamburger Unternehmer Michael Otto längst als einflussreicher Vordenker in Sachen Klima- und Umweltschutz in der Wirtschaft. 1986, als das Thema unter Firmenlenkern noch eher exotisch war, erklärte Otto als damaliger Chef des gleichnamigen Versandhändlers die Umwelt zum offiziellen Unternehmensziel – mit zunehmend ehrgeizigen Zielmarken in Sachen CO2-Neutralität. Am heutigen Mittwoch feiert der Hamburger Ehrenbürger seinen 80. Geburtstag.
Sein Engagement hat Otto in Medien Etiketten wie „Werte-Unternehmer“ und „grüner Kapitalist“ eingebracht. Zudem gab es immer wieder renommierte Auszeichnungen wie den „Öko-Manager des Jahres“ (1991), den „Deutschen Umweltpreis“ (1997) und zuletzt den „Weltwirtschaftlichen Preis des Kiel Instituts für Weltwirtschaft“ (IfW, 2021).
Möglich war der Unternehmenserfolg auch, weil Otto sehr früh die Chancen des Internets und der Internationalisierung erkannt hatte. Als in den 1990er-Jahren das Internet für alle geöffnet wurde, „waren wir bereits im Thema und starteten sehr früh die ersten Internetprojekte und etablierten 1995 als einer der ersten Versandhändler einen Onlineshop, obwohl damals in Deutschland nur 250 000 Menschen Zugang zum Internet hatten“, berichtet er.
Aus der Chefetage des Otto-Konzerns hat sich Otto zwar schon 2007 verabschiedet, 26 Jahre nachdem er den Vorstandsvorsitz vom Unternehmensgründer, seinem Vater Werner Otto, übernommen hatte. Seitdem lenken mit Hans-Otto Schrader und Alexander Birken (seit 2017) familienfremde Manager die Otto-Geschicke. Doch als Aufsichtsratsvorsitzender hält Michael Otto weiter wichtige Fäden in der Hand. Seine Mehrheitsbeteiligung an Otto hatte er 2014 in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht. „Mir war dabei wichtig, dass die Familie immer das Sagen hat und der Hauptsitz unseres Unternehmens in Hamburg bleibt und beispielsweise nicht in irgendeine Steuer- oase verlagert werden kann“, so Otto. Mit weiteren Stiftungen und regelmäßigen Finanzspritzen für soziale, ökologische und kulturelle Projekte verfolgt Otto sein Selbstverständnis als „Unternehmer, Stifter und Bürger“, wie er sich auf seiner Homepage nennt. „Die Wirtschaft muss den Menschen dienen und nicht umgekehrt.“
THOMAS KAUFNER