München – Eigentlich eine feine Sache: Man geht schnell einkaufen und lädt dabei sein Elektro-Auto auf dem Parkplatz. Doch das dauert im Zweifelsfall mehrere Stunden. Einige Hersteller haben zwar Schnellladefunktionen entwickelt – doch die würden das Stromnetz schnell überfordern.
Das Kemptener Start-up Numbat richtet sein Angebot genau an diese Superlader: „Unsere Ladesäulen haben im Gegensatz zu herkömmlichen Anlagen einen Batteriespeicher. Der füllt sich langsam am Netz auf – und gibt den Strom schnell ab, wenn ein Auto angeschlossen wird“, erklärt Martin Schall, Co-Gründer und Geschäftsführer von Numbat. Gemeinsam mit seinem Partner Maximilian Wegener hat er Numbat 2020 in Kempten gegründet.
Hier in der Region stehen auch die 30 ersten Numbat-Säulen. Ab jetzt soll es schnell gehen: „Wir rüsten die Einzelhändler Feneberg und Tegut mit jeweils 50 beziehungsweise 400 Systemen aus. Dabei wollen wir im Monat 30 bis 40 Säulen schaffen.“
Denn Einzelhändler sind die bevorzugte Zielgruppe für Numbat: „Die Firmen haben ein Interesse an Ladesäulen, weil das ihren Standort attraktiver macht. Wir stellen die Säulen kostenlos auf.“
Denn Numbat hat ein Interesse am Betrieb der Anlagen: „Wir haben drei Einnahmequellen: Die Ladegebühr, die Werbefläche auf der Säule und die Speicherkapazität für Energieanwendungen.“
Denn Numbat kann seine Ladesäulen zu einem Schwarmspeicher zusammenschalten: „Damit nehmen wir Stromüberschüsse auf und geben sie bei Bedarf wieder ab. Das hält das Netz stabil.“ Denn allein durch die Photovoltaik mit ihrem Tag-Nacht-Rhythmus gibt es einen enormen Bedarf an Kurzfristspeichern. Die Speicherbetreiber werden entweder durch die Erlöse aus dem Stromhandel oder die Netzbetreiber entlohnt.
Auch für die Kunden sei das Angebot attraktiv: „Ein neues Elektroauto kann bei 300 kW in 15 Minuten nahezu vollgeladen werden – perfekt für den Einkauf“, sagt Schall. Kapazitätsprobleme fürchtet er nicht: „Wir können problemlos neun Autos hintereinander schnell aufladen. In der Realität kann die Säule damit den ganzen Tag ohne Unterbrechung genutzt werden, weil nicht alle Autos eine Schnellladefunktion haben.“ Martin Schall hält seine Technologie für überlegen: „Etwa zehn Prozent der potenziellen Standorte in Deutschland verfügen über ein ausreichendes Netz für reguläre Schnellladesäulen. Damit können wir preislich nicht konkurrieren. An allen anderen Standorten – also bei den restlichen 90 Prozent – ist unsere Batterielösung aber deutlich günstiger, als ein stärkeres Netz aufzubauen.“
Davon will Schall auch die Netzbetreiber, oftmals also die Stadtwerke, überzeugen: „Je mehr private Speicher zur Verfügung stehen, desto weniger Arbeit haben die Netzbetreiber. Wir arbeiten schon mit einem Stadtwerk zusammen, das für uns den Strom abrechnet und an den Erlösen entsprechend beteiligt wird. Auch mit der Stadt München stehen wir in konstruktiven Gesprächen.“
Doch Städte seien grundsätzlich skeptischer: „Es wird vor allem am Straßenrand geparkt – und die Säulen bedeuten natürlich immer einen zusätzlichen Flächenverbrauch.“ Dennoch glaubt Schall an seine Argumente für die Stadtplaner: „Die E-Autos kommen viel schneller als die Ladesäulen, wir werden wahrscheinlich die nächsten sechs Jahre einen signifikanten Mangel an Ladesäulen haben.“ Und während der Bau eines leistungsfähigen Mittelspannungsnetzes zwei bis drei Jahre dauere, „können wir unsere Säule in sechs Monaten an das bestehende Netz bringen“.
Jetzt will das Unternehmen massiv wachsen, unter anderem in München: „Aktuell haben wir rund 80 Mitarbeiter, bis zum Ende des Jahres sollen es in Deutschland 200 bis 300 sein.“ Gesucht sind vor allem Fachleute für Finanzen, Software und die Anlagenentwicklung. „München ist ein guter Ort, um die Menge an qualifizierten Mitarbeitern zu finden, die wir bei Numbat brauchen.“ Kommendes Jahr planen die Gründer den Markteintritt in Österreich und der Schweiz – danach sollen andere europäische Länder folgen.