München – Durch das 49-Euro-Ticket dürfte Pendeln für viele Münchner attraktiver werden. Denn noch sind die Preise für den ÖPNV schmerzhaft hoch: „Es ist für viele Leute sicher eine interessante Nische, weil die günstigeren Mieten im Umland dann nicht mehr durch die hohen ÖPNV-Kosten aufgewogen werden.“ Denn: „Eine Monatskarte aus Donauwörth zum Beispiel kostet mich rund 250 Euro im Monat, mit dem 49-Euro-Ticket hätte ich 200 mehr in der Tasche.“ Doch man bezahle dafür mit Lebenszeit: „Wenn ich etwa 1,5 Stunden nach München brauche, muss ich mich fragen: Will ich das?“ Spannend sei das vor allem für Menschen, die mehrere Tage im Homeoffice arbeiten. „Davon wird der ÖPNV aber auch nicht zuverlässiger“, schränkt Kippes ein.
Außerdem: Viele Pendler mit weiteren Wegen fahren heute ICE, der im 49-Euro-Ticket nicht inbegriffen ist. Dementsprechend rechnet er nicht mit großen Umzugsströmen: „Es wird ein schleichender Prozess werden, die Auswirkungen auf die Miet- und Kaufpreise dürften marginal sein.“
Der preisbestimmende Faktor bleibe der Zuzug nach München: „Im Grund scheitert es an der verkorksten Strukturpolitik, weil viele Teile Bayerns nicht mehr attraktiv genug sind“, so Kippes. „Wir hätten genug Wohnungen im Freistaat.“ Außerdem: „Die Zinsen haben sich vervierfacht, viele Leute können sich sowieso kein Eigentum mehr leisten.“
Günstiger wird es im Umland. Eine Erhebung des Vergleichsportals Immowelt zeigt: 60 ÖPNV-Minuten vom Stadtzentrum entfernt kostet Wohnraum – bezogen auf eine 3-Zimmer-Wohnung mit 75 Quadratmetern, rund 45 Prozent weniger als in der Innenstadt. Das kann beim Kauf fast 4000 Euro pro Quadratmeter ausmachen, so das Vergleichsportal.
Dazu kommt: Die Pendlerpauschale bleibt, auch bei einem günstigeren Ticket, gleich hoch. Demnach können Berufstätige für jeden zurückgelegten Kilometer Arbeitsweg 30 Cent bei der Steuer absetzen – ab dem 21. sind es sogar 38. MATTHIAS SCHNEIDER