München – Kurz vor der Bundesratsdebatte zum umstrittenen Gebäude-Energie-Gesetz melden die Heizungsbauer einen wahren Ansturm auf Öl- und Gasheizungen. „Jetzt überrennen wir aktuell die Industrie mit der Nachfrage nach Ölkesseln“, sagt der Oberinnungsmeister der Heizungs- und Sanitärbetriebe im oberbayerischen Landkreis Rosenheim.
Der Grund: Ab 2024 sollen nur noch Heizungen installiert werden dürfen, die mindestens zu 65 Prozent mit grüner Energie betrieben werden – zumeist also mit Wärmepumpen. Doch um wirklich effizient zu laufen, brauchen diese gut gedämmte Häuser mit großen Heizflächen. Kritiker befürchten, dass der Heizungstausch bei alten Gebäuden damit einer Komplettsanierung gleichkommt, mit fünf- bis sechsstelligen Kosten. Es kursieren Gerüchte, dass der Einbau einer Wärmepumpe pauschal dreimal so teuer sei wie eine fossile Heizung.
Gerüchte, die Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft, nicht bestätigen kann: „Es ist Unfug, sich jetzt in Torschlusspanik eine neue Ölheizung einzubauen, so schaffen wir die Energiewende nicht“, so Fischer.
„Durch die Förderung, die sicher auch nochmal nach oben angepasst wird, muss eine Wärmepumpe auch im Altbau nicht teurer sein, als eine fossile Heizung“, erklärt Fischer. „Ich habe erst letztes Jahr eine Wärmepumpe bestellt: Das ganze Paket wird mich – ohne Montage – 20 000 Euro kosten.“ Auch der Umbau der Heizkörper sei überschaubar gewesen: „Damit die Wärmepumpe möglichst effizient läuft, habe ich im Wohnzimmer einen Heizkörper durch zwei Spezialheizkörper mit doppelter Heizfläche ersetzt – und habe mir durch die Vervierfachung der Heizfläche die Umrüstung zur Fußbodenheizung gespart“, so der Verbandschef.
Dazu kommen üppige Förderungen, die es für reine Gasheizungen nicht mehr gibt: „Insgesamt habe ich mit Montage und Heizkörpertausch förderfähige Kosten von 35 000 Euro. Davon sind 35 Prozent – also 12 250 Euro – gefördert. Ich werde also ,nur‘ knapp 23 000 Euro bezahlen.“
Auch das Argument der teuren Dämmung verfange nur bedingt: „Die vernünftige Gebäudedämmung ist nicht nur für Wärmepumpen ein Thema: Ein schlecht isoliertes Haus braucht ja auch mehr Heizöl“, so Fischer.
„Ich kann guten Gewissens niemandem raten, jetzt noch eine Öl- oder Gasheizung einzubauen“, sagt indes Ramona Mittag, Fachreferentin für Versorgungssicherheit der Verbraucherzentrale NRW. Zum einen aufgrund der erwartbar weiter steigenden Kosten für fossile Energieträger. „Und Gas wird vermutlich massiv mit CO2-Abgaben belegt werden – es ist einfach nicht absehbar, wie teuer das künftig werden wird“, sagt Mittag.
Auch über einen weiteren Kostenfaktor müsse man sich bewusst sein: Die Zahl der Gasheizungen in den Häusern wird sinken, aber die Kosten für die Infrastruktur bleiben. Die verbleibenden Anlagenbesitzer würden daher anteilig mehr bezahlen müssen.
„Ich rate daher allen, deren Anlage nicht kurz vor einer Havarie steht, erst mal die weiteren Entwicklungen abzuwarten“, so die Verbraucherschützerin. Ein Argument gegen eine neue Öl- und Gasheizung dürfte die Zukunftsfrage sein. Solche Anlagen laufen bislang üblicherweise 15 bis 25 Jahre in den Häusern, durchaus auch noch länger. Aber Regierungspläne sehen vor, dass bis 2035 kein reines Gas mehr durch die Leitungen kommen soll, sondern ein Gemisch etwa mit Biomethan oder auch Wasserstoff. Sicher sei man hier nicht mal mit einer H2-ready-Gasheizung.
Olaf Zimmermann, Obermeister der Münchner Innung Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik, glaubt noch nicht daran: „Wasserstoff wird noch lange ein knappes Gut sein, das wir für die Industrie und den Transport brauchen.“ Deshalb baut er nach wie vor Gas- und Ölkessel ein – die Nachfrage ist groß: „Gerade kommen viele ältere Menschen zu uns, teilweise mit Kesseln aus den 70ern. Die sagen: Das Haus wird eh vererbt oder verkauft und jetzt wollen sie möglichst geringe Investitionskosten.“ Eine neue Gastherme könne man für rund 20 000 Euro einbauen.
Und gerade bei so alten Heizungen ließe sich noch einiges herausholen: „Mit einem neuen Brennwertkessel kann man 20 Prozent Energie sparen, mit dem hydraulischen Abgleich noch mal zehn bis 15 Prozent.“ Letzterer sei, wie die Dämmung, lange „sträflich vernachlässigt“ worden: „Die Energie war halt günstig und deshalb haben viele sich das Geld gespart.“
Verbraucherschützerin Ramona Mittag sagt: „Es gibt keine pauschalen Antworten.“ Deshalb gelte: „In jedem Fall sollte man einen Energieberater beauftragen, der schaut sich das Haus vom Keller bis zum Dach an und berechnet, welche Maßnahme sich wann lohnt.“ Denn: „In vielen Fällen rentiert sich die energetische Sanierung – auch durch die dazugehörigen Förderungen.“ mit dpa