Herzogenaurach – Einst feierte Adidas den Rapper Kanye West als genialen Designer –und vor allem als einen Umsatzbringer, wie man ihn in Herzogenaurach zuvor noch kaum gesehen hatte. Die „Yeezy“-Schuhe des US-Musikers wurden leicht für dreistellige Summen verkauft. Für Adidas ein boomendes Geschäft. Bis die öffentlichen – und teils antisemitischen – Äußerungen des Musikers immer extremer, sein Verhalten gegenüber Mitarbeitern immer unverschämter und der Druck auf Adidas immer größer wurde.
Was tun mit den Dingen, die in den Läden vor allem in den USA Traumpreise erzielten? Weiter verkaufen? Der Sturm der Entrüstung wäre vorhersehbar gewesen. Verschenken? Das hätte einen immensen Zweit- und Schwarzmarkt befördert. Selbst ans Verbrennen der von Fans hochgeschätzten Artikel wurde gedacht – mit einem negativen Ergebnisbeitrag von 700 Millionen Euro als Folge und einem Erklärungsnotstand in Sachen Nachhaltigkeit. Nach Gesprächen mit Aktionären kam am Wochenende schließlich die Lösung, die sich schon seit Tagen ankündigte: Die Produkte werden weiter verkauft – zumindest erst einmal ein Teil. Das Geld wird gespendet. Die Sammler-Szene steht schon den Startlöchern.
Dennoch hat der zum Problem gewordene Star-Designer Kanye West erheblichen Flurschaden bei Adidas hinterlassen. Im ersten Quartal 2023 steht ein Verlust von 24 Millionen Euro zu Buche, im Gesamtjahr 2023 wird es kaum Gewinn geben. Der Vorstand geriet heftig in die Kritik. dpa