Berlin – Die Speicherbetreiber schließen weiterhin auch bei vollständig gefüllten Erdgasspeichern zu Winterbeginn einen Gasmangel im kommenden Frühjahr 2024 nicht aus. Dies geht aus aktualisierten Modellierungen hervor, die der Branchenverband Initiative Energien Speichern (Ines) gestern in Berlin vorgestellt hat.
Demnach könnte im Szenario eines kalten Winters wie 2010 ein von den derzeitigen Einsparungen geprägtes Verbrauchsniveau im Januar, Februar und März 2024 nicht mehr vollständig gedeckt werden. Die Speicher würden in diesem Szenario im Januar vollständig entleert. „Wir dürfen uns nicht in falscher Sicherheit wiegen“, erklärte Ines-Geschäftsführer Sebastian Bleschke. Am Donnerstag waren die deutschen Speicher laut Speicherverband GIE zu gut 76 Prozent gefüllt, Tendenz steigend. Der Speicherverband Ines geht davon aus, dass sie am 1. September zu 100 Prozent gefüllt sein werden und dieser Füllstand bis Anfang November gehalten wird. Die gesetzliche Füllstandsvorgabe würde damit eingehalten. Laut Ines reicht über den Sommer ein moderates bis niedriges LNG-Importaufkommen in Europa, um die Gasspeicher in Deutschland vollständig zu befüllen.
Nicht nur die physische Versorgung, auch die Gaspreise werden besser abgesichert: Am europäischen Referenzmarkt sind im Mai so viele Termingeschäfte abgeschlossen worden wie noch nie. Das berichtet der Börsenbetreiber Intercontinental Exchange. Demnach nutzten Versorger im Mai die deutlich gesunkenen Preise, ihre Geschäfte für die Zukunft abzusichern: Laut Intercontinental Exchange wurde eine Rekordmenge von rund 4,16 Terawattstunden Gas unter Vertrag genommen, genug um 200 000 Haushalte ein Jahr lang zu beheizen. dpa