Bund will mehr grüne Fernwärme

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS

München/Berlin – Etwa jede siebte Wohnung in Deutschland ist heute an ein Fernwärmenetz angeschlossen. Und geht es nach Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bauministerin Klara Geywitz (SPD), sollen es 2045 mindestens doppelt so viele sein. Denn die zentrale Versorgung von Wohnungen mit Wärme und Warmwasser gilt als effizient, und das nicht nur finanziell – Fernwärme ist auch gut für das Klima. Deshalb laden die beiden heute Branchenvertreter zu einem Fernwärmegipfel im Wirtschaftsministerium ein.

Dort soll nicht nur darüber diskutiert werden, wie man noch mehr Haushalten Fernwärme zur Verfügung stellt, sondern wie man Fernwärme gleichzeitig noch umweltfreundlicher machen kann. Denn bislang stammen nur 22 Prozent der Fernwärme aus Erneuerbaren Energien, vor allem aus Biomasse und dem biogenen Anteil in der Müllverbrennung. Dem stehen 44 Prozent Fernwärme aus Gas und 21 Prozent aus Kohle gegenüber. Das kann so nicht bleiben, findet die Bundesregierung. Sie will deshalb, dass analog zu Heizungen in Ein- und Mehrfamilienhäusern auch neue Fernwärmenetze ab kommendem Jahr zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Ab 2035 soll diese Vorgabe auch für die bestehenden Netze gelten, steht im Entwurf zum umstrittenen Gebäudeenergiegesetz. Für grüne Fernwärme kommen dabei eine ganze Reihe von neuen Technologien infrage: von riesigen und mit grünem Strom versorgten Wärmepumpen über Erdwärme, Solarthermie und Biomasse bis zu mit Wasserstoff befeuerten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen.

Das klingt nach Zukunft – und ist es auch. Beispiel Wärmepumpen: Die Organisation Agora Energiewende geht zwar davon aus, dass Großwärmepumpen bis 2045 über 70 Prozent der Fernwärme bereitstellen könnten, bisher sind sie aber kaum im Einsatz. Die Städte, in denen es die meisten Wärmenetze in Deutschland gibt, die oft von Stadtwerken betrieben werden, bremsen deshalb etwas. Sie sind zwar grundsätzlich für den Ausbau der Fernwärme. Aber: „Die jetzt vorgesehene Pflicht, bereits 2030 einen Anteil von 50 Prozent und 2035 einen Anteil von 65 Prozent Erneuerbare Energien in den Wärmenetzen sicherzustellen, ist in der Fläche nicht realisierbar“, gab Städtetags-Chef Helmut Dedy gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe zu bedenken. Der Entwurf für das Gebäudeenergiegesetz sehe beim Anteil für Erneuerbare Energien „bisher ein zu enges Korsett“ vor, so Dedy. Auch Ingbert Liebing vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU) kritisierte die zu starre Vorgabe, die die „Pläne vieler Stadtwerke durchkreuzen“ könne. Netze, die 2026 starten sollen, müssten schon längst komplett geplant sein. Die Planung für Fernwärmenetze könne durchaus bis zu zehn Jahre dauern.

Es kommt wohl viel Arbeit auf die Kommunen und die rund 500 Betreiber der fast 3800 Wärmenetze mit ihren 31 000 Kilometern Leitungen zu. Und ihr Erfolg steht und fällt auch mit den Bürgern. Denn bisher müssen die Versorger zwar darüber informieren, wenn sie neue Fernwärmenetze bauen. Ob sich die Haushalte aber daran anschließen, ist deren Entscheidung. VKU-Chef Liebing forderte deshalb, dass sich die Haushalte verpflichtend an die Netz anschließen müssten. Auch über diese Forderung dürfte heute beim Fernwärmegipfel im Wirtschaftsministerium wohl debattiert werden.  Mit Material von afp

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