München – Der Gaspreis am europäischen TTF-Markt hat gestern einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht: Wurde eine Megawattstunde am frühen Morgen noch für rund 38 Euro gehandelt, kostete sie gegen Mittag knapp 50 Euro. Zuvor hatten die europäischen Gaspreise mit rund 23 Euro ihr Jahrestief erreicht. „Der Hauptgrund dürfte in aktuellen Ausfällen in Norwegen liegen. Aber auch schwache Winde, die für weniger Windenergie sorgen und dementsprechend die Nachfrage nach Gas für Gaskraftwerke erhöhen, könnten eine Rolle für die aktuell höheren Gaspreise spielen“, hieß es vom Analysten-Team der DZ-Bank auf Anfrage unserer Zeitung.
Außerdem hätten Gerüchte für Panik gesorgt: „Es gibt neue Gerüchte über ein Förderende des Gasfeldes von Groningen. Wenn diese wirklich zutreffen würden, müsste das dort wegfallende Gas über LNG ersetzt werden. Das dürfte die Preise erhöhen“, so die Analysten. Am Japan-Korea-Markt, der wichtigsten LNG-Konkurrenz für Europa, blieben die Preise vorerst recht konstant bei 32 Euro. Das zeigt laut DZ-Bank, dass das Phänomen erst mal nur regional auftritt. „Sollte Groningen aber tatsächlich betroffen sein, könnte sich das wegen des daraus resultierenden europäischen Nachfrageanstiegs nach LNG ändern.“
Bei den Verbraucherpreisen ist die Spitze noch nicht angekommen: Laut dem Vergleichsportal Verivox waren günstige Gastarife gestern für 8,8 Cent pro Kilowattstunde erhältlich, so viel wie zum letzten Preistief. Lundquist Neubauer, Experte bei Verivox: „Die Preise für Verbraucher entwickeln sich immer erst nachgelagert – und auch erst, wenn der Höhenflug im Großhandel etwas länger anhält.“ Ob das passiert, ist schwer abzuschätzen. Zum Nachmittag fiel der Gaspreis wieder auf 41 Euro.
MATTHIAS SCHNEIDER