München – Ein klares Bekenntnis zum Standort China, aber nicht nur: Siemens hat gestern seine neue Strategie für Asien veröffentlich, geplant ist offenbar ein zweigleisiger Kurs. Zum einen will Siemens seine digitale Fabrik in Chengdu im Südwesten Chinas ausbauen. Erklärtes Ziel des Konzerns: „Die regionalen Wachstumschancen in China für China bestmöglich nutzen.“ Investitionskosten: Umgerechnet 140 Millionen Euro, 400 neue Jobs verspricht Siemens in Chengdu.
Die zweite Siemens-Investition ist noch größer: Eine High-Tech-Fabrik in Singapur, der in Chengdu sehr ähnlich. Investitionskosten: 200 Millionen Euro, ebenfalls 400 Arbeitsplätze sollen entstehen.
In einer Video-Schalte versprach Siemens-Chef Roland Busch gestern nicht nur mehr Wachstum und mehr Innovationen, er versprach auch mehr „Resilienz“. Gemeint ist Widerstandsfähigkeit. Der Begriff Resilienz gehört spätestens seit der Corona-Pandemie zum festen Wortschatz von Spitzen-Managern. Im Fall von Siemens wird klar, was genau damit gemeint ist. Die Corona-Pandemie hatte der Industrie gezeigt, wie anfällig Lieferketten sind. Der Ukraine-Krieg hatte klargemacht, wie riskant es ist, sich in die Abhängigkeit eines Landes zu begeben. Zunehmende Spannungen zwischen China und Taiwan verdeutlichten dies.
Die Antwort von Siemens: Ein Werk in China und eines in Singapur. Busch betonte, Singapur solle vor allem südostasiatische Länder wie Indonesien, Malaysia oder Thailand, aber auch den wachsenden indischen Markt beliefern. „Wenn es einmal – aus welchen Gründen auch immer – in einer Region einen Shutdown gibt, ist es gut, wenn man eine zweite und womöglich dritte Fertigungsstätte in anderen Ländern hat“, sagte Busch dem „Handelsblatt“. Diversifizierung sei in der heutigen Zeit wichtig. Die Fabrik in Chengdu und die geplante in Singapur beliefern einen sehr speziellen Markt: Es sind Fabriken für andere Fabriken. Kunden sind Firmen, die ihre Produktion automatisieren und digitalisieren wollen. Neben Chengdu betreibt Siemens solche HighTech-Fabriken in Amberg in der Oberpfalz und im fränkischen Fürth. Mit Singapur kommt jetzt ein vierter Standort dazu.
Die Werkserweiterung in China und der geplante Neubau in Singapur fügen sich ein in eine ganze Reihe von Investitionen. Wie Busch gestern bekannt gab, will der Konzern weltweit insgesamt zwei Milliarden Euro investieren. Teilweise sind diese Investitionen bereits bekannt, etwa eine Fertigungsanlage für Züge der Sparte Mobility in North Carolina. Weitere Investitionen in Europa und den USA will Siemens in den kommenden Wochen bekannt geben.