Aktien: „Unsichere Zeiten oft gut für Einstieg“

von Redaktion

INTERVIEW zum Führungswechsel bei der Deutschen Bank in Bayern: Über neue Filialkonzepte – und Tipps zur Geldanlage

München – Wachwechsel bei der Deutschen Bank in Bayern: Der bisherige Sprecher der Geschäftsführung, Markus Huber, verlässt zum 30. Juni die Bank nach über 16 Jahren in der Geschäftsleitung. Er übergibt seinen Posten an Bernd Sauter, der bei der Deutschen Bank bislang – und auch künftig – für das Geschäft mit Unternehmenskunden zuständig ist. Huber war als Sprecher auch Leiter des Bereichs Privatkunden. In dieser Funktion wird zum 1. Juli Stefan Bauz sein Nachfolger. Wir sprachen mit Markus Huber und Bernd Sauter über Geldanlage und die bayerische Wirtschaft.

Herr Huber, Sie hören nach 16 Jahren an der Spitze der Deutschen Bank in Bayern auf. Was waren denn die besten und was die schwierigsten Zeiten?

Huber: Für mich waren es in erster Linie 16 tolle Jahre. Natürlich gab es Herausforderungen. Als ich angefangen habe, begann gerade die Finanzkrise, dann kamen die Jahre von Niedrig- bis zu Negativzinsen, Corona und jetzt der Ukraine-Krieg. Doch mit den großartigen Mitarbeitern hier haben wir alles gemeistert. Das hat mich immer bestärkt in meiner Überzeugung, die Menschen im Mittelpunkt zu sehen, seien es Kollegen oder Kunden. Es klingt vielleicht paradox, aber Krisen waren für unsere Bank immer Zeiten, in denen wir unser Können unter Beweis stellen konnten. Denn dann suchen die Leute Sicherheit und das verbinden viele mit der Deutschen Bank.

In welchem Zustand übergeben Sie die Bank an Herrn Sauter?

Huber: In einem sehr guten Zustand. Auch in den ersten fünf Monaten dieses Jahres ist das Geschäft weiter gewachsen, sowohl bei Einlagen als auch beim Depotvolumen.

Wie legen denn die Leute in so unsicheren Zeiten ihr Geld an?

Huber: Das kommt darauf an. Es gibt die eher vorsichtigen Kunden, die sich freuen, dass es wieder Zinsen gibt und sie ihr Geld absolut sicher anlegen können. Es gibt aber auch die etwas Mutigeren, die versuchen, die Chancen zu nutzen, die der Markt momentan bietet. Die gehen dann eher in Fonds oder direkt in Aktien. Aber es stimmt schon, die Unsicherheit ist groß, das merken wir auch daran, dass der Beratungsbedarf derzeit sehr hoch ist.

Herr Sauter, wie sehen Sie die Aussichten für Aktien? Bislang sind die Märkte ja trotz Krieg und Krisen sehr gut gelaufen.

Sauter: Krisen bieten immer auch Chancen. Wenn die Verunsicherung am Markt groß ist, ist oft ein guter Zeitpunkt für den Einsteig. Zumindest dann, wenn man daran glaubt, dass die Weltwirtschaft eine Zukunft hat und man selbst einen langen Anlagehorizont hat. Das hat sich in all den Krisen der vergangenen Jahre immer wieder bewahrheitet.

Zurück zu den Zinsen. Es gibt Direktbanken, die zahlen wieder 3,5 Prozent aufs Tagesgeld? Was zahlt die Deutsche Bank?

Sauter: Für neues Geld gibt es bei uns aktuell auf ein Jahr 2,75 Prozent Zinsen, das halte ich für sehr attraktiv. Kurzfristige Lockangebote sind nicht unsere Sache.

Was sind die Schwerpunkte für Sie in der Zukunft?

Sauter: Wir Banken haben uns in der Vergangenheit durch den Veränderungsdruck immer wieder mit uns selbst beschäftigen müssen. Jetzt ist die Zeit, wieder ganz den Kunden in den Fokus zu rücken, mit guter persönlicher Beratung und einfachen digitalen Prozessen.

Das heißt, Sie bauen auch keine weiteren Filialen ab.

Sauter: In Bayern fühlen wir uns mit der Anzahl der Filialen sehr wohl. Wir wollen ja wachsen und suchen Personal in fast allen Bereichen.

Huber: Man muss aber auch sehen, dass Corona das Kundenverhalten noch einmal geändert hat. Zur Beratung kommen diese Kunden nicht unbedingt in eine Filiale, viele finden eine Videoberatung bei sich zu Hause komfortabler. Andere schätzen neue Filialformate wie unser Private Banking Center am Rotkreuzplatz, wo es keine Schalter gibt, sondern ausschließlich Beratung nach Terminvereinbarung stattfindet.

Herr Sauter, was sind für die Unternehmen in Bayern – das ist ja Ihr Bereich – die größten Probleme?

Die aktuell größten Probleme für viele Unternehmen sind die Kostensteigerungen durch die Inflation und der Fachkräftemangel.

Und die Energiepreise?

Sauter: Das ist inzwischen verkraftbar. Die Preise sind teilweise schon wieder fast auf Vor-Krisenniveau zurückgegangen. Natürlich gibt es sehr energieintensive Unternehmen, die stärker belastet sind. Es ist aber auch so, dass wir schon immer ein teurer Energiestandort waren – und das werden wir leider auch bleiben.

Dennoch hört man immer wieder von Firmen, die jetzt lieber im Ausland investieren als in Deutschland.

Sauter: Das ist in der Tat ein Trend, aber er ist nicht neu. Im Augenblick sehen wir einen starken Zug in Richtung USA, weil dort eine massive Wirtschaftsförderung betrieben wird und ein Nachholbedarf besteht. Die Amerikaner versuchen, wieder mehr Produktion ins Land zu holen und die Abhängigkeit von China zu reduzieren. Das bedeutet aber auch, sie brauchen Maschinen aus Deutschland. Als Exportland profitieren wir also auf jeden Fall.

Wie kommt es, dass die Wirtschaft in Bayern so robust ist und alle Krisen der letzten Zeit so gut weggesteckt hat?

Sauter: Das liegt zum einen am Branchenmix. Wir haben in Bayern alle Zukunftstechnologien. Software, digitale Industrien, wir haben Luft- und Verteidigungsindustrie, die ja auch eine rasante Entwicklung genommen haben. Wir haben auch viele innovative Unternehmen der Auto- und der Zulieferindustrie. Diese Vielfalt ist ein klarer Standortvorteil. Dazu kommt, dass sich die Firmen in den guten Jahren Polster in Form von Eigenkapital zugelegt haben, so dass sie die Krisen besser überstanden haben. Interview: Corinna Maier

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