Immobilien: Stärkster Rückgang seit 23 Jahren

von Redaktion

VON FRIEDERIKE MARX

Wiesbaden – Der Maklerverband IVD Süd hatte erst diese Woche über einen Rückgang der Immobilienpreise im Großraum München berichtet, seit Freitag liegen auch Daten des Statistischen Bundesamtes vor. Demnach hat sich der Abwärtstrend mit dem stärksten Preisrutsch für Wohnungen und Häuser seit 23 Jahren zu Jahresbeginn noch einmal deutlich beschleunigt.

Im ersten Quartal sanken die Wohnimmobilienpreise nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um durchschnittlich 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Es war der stärkste Rückgang innerhalb eines Jahres seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000. Im Vergleich zum vierten Quartal 2022 waren Wohnimmobilien im Schnitt 3,1 Prozent günstiger.

Bereits im vierten Quartal 2022 hatte die Behörde spürbare Preisrückgänge nach dem jahrelangen Immobilienboom festgestellt. Eigentlich ein Grund zur Freude für Käufer. Doch viele Menschen können sich den Erwerb der eigenen vier Wände nicht mehr leisten, weil kräftig gestiegenen Bauzinsen die Kredite stark verteuert haben. Hinzu kommt die hartnäckig hohe Inflation, die die Kaufkraft der Menschen verringert. Das Neugeschäft der Banken mit Wohnimmobilienkrediten an Privatleute liegt seit Monaten am Boden, im April brach es laut Bundesbank-Daten abermals um rund die Hälfte ein.

Sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Regionen sanken die Preise den Angaben zufolge zu Jahresbeginn. Dabei verringerten sie sich in den Städten stärker. Die größten Rückgänge im Vergleich zum Vorjahresquartal wurden in Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf verzeichnet. Hier verbilligten sich Ein- und Zweifamilienhäuser um 10,4 Prozent, für Wohnungen mussten 6,4 Prozent weniger gezahlt werden als im ersten Quartal 2022.

Zugleich bleibt die Nachfrage nach Wohnraum hoch, nicht zuletzt wegen der hohen Zuwanderung, während der Neubau wegen gestiegener Zinsen und teurer Baumaterialien stockt. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) hat eingeräumt, dass die Ampel-Koalition das Ziel von jährlich 400 000 neuen Wohnungen verfehlen wird. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erwartet, dass dieses Jahr maximal 250 000 Wohnungen fertig werden nach 295 300 Einheiten im vergangenen Jahr. Der Druck auf die Mieten dürfte daher hoch bleiben.

Nach Einschätzung des Ifo-Instituts droht sich die Wohnbaukrise in Deutschland zu verschärfen. Die Münchner Wirtschaftsforscher rechnen im Jahr 2025 nur noch etwa mit 200 000 neuen Wohnungen, davon 175 000 in neuen Wohngebäuden. „Wohnungsbauprojekte haben sich durch die deutlich gestiegenen Baukosten und die stark erhöhten Zinsen enorm verteuert“, erläuterte Ifo-Experte Ludwig Dorffmeister jüngst. „Gleichzeitig gab es eine kräftige Reduzierung bei der staatlichen Förderung.“ Der Branchenverband ZIA geht davon aus, dass 2025 rund 700 000 Wohnungen fehlen werden. Das ungünstige Marktumfeld mit derzeit zu hohen Zinsen werde für die Unternehmen zur immer stärkeren Belastung.

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