Oberbayern ist „Top-Standort“ für Firmen

von Redaktion

München – Würde Oberbayern eine Schulnote für die Rahmenbedingungen erhalten, die der Regierungsbezirk seinen Unternehmen bietet, wäre es eine glatte 2. Das zeigt eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern unter 4157 Mitgliedsbetrieben. Abgefragt wurden Bedingungen wie die Infrastruktur, das Arbeitskräfteangebot, die Energieversorgung oder die Kosten am Standort.

Oberbayern sei „ein Top-Standort, der Unternehmen auch im internationalen Vergleich gute Bedingungen bietet“, bilanziert IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. Das zeigt auch ein Blick auf die Einzelbewertungen. Acht von zehn Firmen gaben ihrem Standort eine gute oder sehr gute Note, nur eine von Hundert hält ihn für „mangelhaft“. Die Stadt München erhielt dabei mit einer 1,8 den besten Schnitt aller Gebietseinheiten, der Landkreis Mühldorf am Inn mit einer 2,2 den schlechtesten. Die anderen Städte und Kreise wie etwa Rosenheim, Freising, Fürstenfeldbruck (alle Note 1,9), Erding, Starnberg, Dachau, Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach (alle Note 2,0) oder Garmisch-Partenkirchen (Note 2,1) liegen dazwischen.

Besonders gut bewerten die Firmen das Straßennetz in Oberbayern und die Anbindungen an die Autobahnen für den Fernverkehr. Auch die sichere Energieversorgung – für die Industrie ein Muss – sowie die hohe Loyalität und Motivation der örtlichen Mitarbeiter wissen die Unternehmen zu schätzen. Zudem ist die Kaufkraft der Kunden im Umfeld hoch, was besonders den Einzelhandel, die Dienstleister und das Gastgewerbe freut. Auch der Anschluss an schnelles Breitband-Internet ist akzeptabel und erhält von Oberbayerns Unternehmen im Schnitt immerhin die Note 2,6.

Dennoch beobachtet die IHK auch wachsende Probleme. So gaben nur noch 17 Prozent der Unternehmen an, dass sie in den kommenden drei Jahren größere Erweiterungen oder umfangreiche Investitionen planen, zu den dynamischen Regionen zählen hier Eichstätt, Traunstein und Ingolstadt. Im Jahr 2019, also vor der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg, waren noch 25 Prozent der Firmen in Oberbayern auf Expansionskurs gewesen. Fünf Prozent rechnen heute dagegen mit einer Verkleinerung ihres Geschäftes, weitere neun Prozent stellen sogar eine Verlagerung oder Schließung ihres Betriebes in Aussicht, besonders häufig übrigens in Miesbach, Starnberg und Rosenheim.

Die Gründe dafür ähneln sich oft und haben nicht nur mit den Folgen der Corona-Krise und dem Ukraine-Krieg zu tun. Neben den hohen Energiepreisen leiden viele Unternehmen unter überbordender Bürokratie und oft endlosen Genehmigungsverfahren. Fast überall heißt es, dass die Landratsämter und Rathäuser wirtschaftsfreundlicher werden müssen. Hinzu kommt der massive Fachkräftemangel, der immer stärker spürbar ist und dadurch verschärft wird, dass Zuzug mangels bezahlbarem Wohnraum erschwert wird. Auch den oft miserablen öffentlichen Nahverkehr für Pendler bemängeln die Unternehmen in diesem Zusammenhang – ebenso wie eine schlechte Anbindung für den Warentransport der Unternehmen auf der Schiene.

Bisher – und das ist die gute Nachricht – würden sich acht von zehn ansässigen Unternehmen dennoch wieder in Oberbayern ansiedeln. Besonders hoch ist die Quote in Pfaffenhofen an der Ilm, in Bad Tölz-Wolfratshausen und in der Stadt München. Der Standortwettbewerb werde aber immer intensiver, warnt IHK-Chef Manfred Gößl. „Insofern müssen wir unsere Hausaufgaben machen und die Bedingungen für Unternehmen bei uns weiter verbessern.“ ANDREAS HÖSS

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