EU plant den digitalen Euro

von Redaktion

Bargeld soll nicht ersetzt, aber ergänzt werden – Einführung nicht vor dem Jahr 2026

Berlin – In der Euro-Zone soll es bald neben klassischem Bargeld auch einen digitalen Euro als gesetzliches Zahlungsmittel geben. Die EU-Kommission hat gestern ein entsprechendes Gesetz vorgestellt.

Was ist der digitale Euro?

Der digitale Euro ist eine Art Bargeld. Nur, dass er nicht als Scheine oder Münzen vorliegt, sondern virtuell. Wie klassisches Bargeld in einem Portemonnaie lässt sich der digitale Euro in einer digitalen Brieftasche (englisch: Wallet) aufbewahren. Die Europäische Zentralbank (EZB) soll den digitalen Euro herausgeben, die nationalen Notenbanken sollen ihn in Umlauf bringen. Beides gilt bereits für Bargeld. Der digitale Euro lässt sich eins zu eins in Bargeld umtauschen. Das gilt auch umgekehrt. Die EZB verspricht, dass künftig überall in der Euro-Zone mit dem Digitalgeld wie mit Bargeld bezahlt werden kann – zum Beispiel mit dem Smartphone.

Soll der digitale Euro das Bargeld ersetzen?

Die EZB will das Bargeld nicht durch einen digitalen Euro ersetzen. Eingeführt werden soll er, weil Verbraucher zunehmend digital bezahlen. Die EZB will dafür eine schnelle und sichere Möglichkeit anbieten, die im Schuhgeschäft genauso funktioniert wie beim Bäcker – und so anonym ist wie Bargeld.

Bereits jetzt kann man bargeldlos bezahlen, etwa mit Karte. Wozu ist der digitale Euro dann nötig?

Wer digital bezahlt, nutzt meist die Dienste eines US-Konzerns. So dominieren Mastercard und Visa den Kreditkartenmarkt. Auch Apple Pay, Google Pay und Paypal sind weit verbreitet. Daneben gibt es nationale Bezahlsysteme, in Deutschland etwa Giropay, aber keine einheitliche europäische Lösung. Der digitale Euro soll das ändern. Er bietet „die Chance für eine größere Unabhängigkeit von internationalen Zahlungsanbietern“, sagt Henriette Peucker, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Bankenverbands.

Werden Banken und Sparkassen überflüssig?

„Banken bleiben weiterhin die Geld-Partner von Verbrauchern: Sie führen Konten, bearbeiten Überweisungen, vergeben Kredite“, sagt Peucker. Der Gesetzentwurf der EU-Kommission billigt den Banken auch beim E-Bargeld eine wichtige Rolle zu: Alle, die den digitalen Euro haben wollen, sollen digitale Brieftaschen bei Geschäftsbanken oder Finanzdienstleistern einrichten. Ein Konto bei der EZB ist ausgeschlossen.

Wann kommt der digitale Euro?

Seit 2021 arbeitet die EZB am digitalen Euro. Dem Gesetz der EU-Kommission müssen noch der EZB-Rat, die EU-Staaten und das Europäische Parlament zustimmen. Peucker vom Bankenverband rechnet mit einer Einführung nicht vor dem Jahr 2026.

Haben andere Länder digitale Währungen?

Sehr viele Zentralbanken arbeiten an der digitalen Version des Bargelds – etwa in den USA, in China, Indien, Saudi-Arabien, in Ghana oder Uruguay. Genutzt werden kann E-Bargeld auf den Bahamas, Jamaika, in Nigeria und in Kambodscha. BJÖRN HARTMANN

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