Audi-Chef Duesmann fliegt raus – auf ihn folgt Döllner

von Redaktion

Wolfsburg/Ingolstadt – Audi-Chef Markus Duesmann muss nach drei Jahren an der Spitze der Volkswagen-Tochter in Ingolstadt seinen Hut nehmen, obwohl sein Vertrag eigentlich noch bis Ende 2025 läuft. Konzernkreisen zufolge gab es Kritik an Duesmann, weil angekündigte Vorhaben mitunter verzögert oder nicht umgesetzt wurden. Letztlich habe das Management nicht mehr hinter ihm gestanden. Es sei das Gefühl entstanden, dass man handeln müsse, hieß es aus dem Aufsichtsrat.

Im vergangenen Jahr hatte Audi unter Duesmann zwar einen Rekordgewinn eingefahren. Beim Ausblick für das laufende Jahr war der Autobauer aber vorsichtig geblieben: Die Gewinnmarge dürfte sinken, ein sinkender Anteil profitabler Oberklassefahrzeuge an den Verkaufszahlen sorgt für Gegenwind. Und: Audi lag zuletzt im Konkurrenzkampf mit den beiden Erzrivalen BMW und Mercedes deutlich zurück. Während die Münchner 2022 ihren Absatz auf 2,4 Millionen Autos steigern konnten und Mercedes nur einen minimalen Rückgang auf gut zwei Millionen hinnehmen musste, ging es bei Audi um fast vier Prozent auf gut 1,6 Millionen Autos nach unten.

Sorgen macht Audi auch der Verkauf seiner E-Autos im größten Markt China. Der Absatz dort fiel im vergangenen Jahr um acht Prozent. Abgesehen vom elektrischen Q4 hat Audi dort derzeit kein konkurrenzfähiges E-Auto. Eine geplante Modelloffensive hat sich auch wegen Problemen mit der neuen Softwarearchitektur Cariad, die zunächst unter Duesmanns Regie entwickelt wurde, immer wieder verschoben. So sollte der Q6 E-tron eigentlich 2021 auf den Markt kommen, jetzt wird Anfang 2024 angepeilt. Ab 2025 sollen 20 weitere Modelle folgen. Zudem wird für Audi auch in den USA die Lage schwieriger. Dort haben die Ingolstädter kein Werk, was nicht nur in Sachen China-Abhängigkeit problematisch ist: In Amerika werden Förderungen für E-Autos daran gekoppelt, ob die Fahrzeuge im Land gebaut werden.

Duesmann hatte zuletzt hart um seinen Job gekämpft, diese Kämpfe aber verloren. Zu seinem Nachfolger berief der Aufsichtsrat Gernot Döllner, derzeit Leiter der Produkt- und Konzernstrategie bei VW. Er soll sein Amt schon am 1. September antreten. Audi-Aufsichtsratschef Manfred Döss sagte, Döllner sei „die richtige Person, um die Produktstrategie und die Aufstellung in den wichtigen Märkten für Audi weiter zu schärfen“. Döllner war – wie VW-Konzernchef Blume – lange bei Porsche tätig. Er war dort unter anderem für die Panamera-Baureihe verantwortlich. Seit 2021 leitet er die Produkt- und Konzernstrategie und das Generalsekretariat im Volkswagen-Konzern.

Das Vertrauen der einflussreichen Eigentümerfamilien Porsche und Piëch genießt Döllner: Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche und sein Stellvertreter Hans Michel Piëch begrüßten die Entscheidung.  höß/dpa

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