Berlin – Der Sozialverband VdK hat eine Inflationsprämie auch für Rentnerinnen und Rentner gefordert. Zwar würden die Renten zum 1. Juli erhöht, „doch bei einer Inflation von über sechs Prozent haben die Rentnerinnen und Rentner de facto immer weniger im Einkaufskorb“, kritisierte VdK-Präsidentin Verena Bentele am Freitag in Berlin. Daher benötigten sie zusätzliche Unterstützung.
Zum 1. Juli steigen die Renten im Westen Deutschlands um 4,39 Prozent und im Osten um 5,86 Prozent. Dies klinge „nicht schlecht“, gleiche aber die Inflation von aktuell mehr als sechs Prozent nicht aus, erklärte Bentele. „Das Geld reicht bei denen mit kleinen Renten und ohne weitere Einkommensquellen kaum noch für Lebensmittel, Energie und die Zuzahlungen zu Medikamenten.“ Der VdK wies darauf hin, dass die steuerfreie Inflationsprämie von bis zu 3000 Euro außer an viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch an Politikerinnen und Politiker sowie an pensionierte Bundesbeamtinnen und -beamte gezahlt werde – nicht jedoch an Rentnerinnen und Rentner. Die Bundesregierung müsse daher hier nachbessern.
Das Bundesarbeitsministerium erklärte, es sei „nur eine Momentaufnahme“, dass die Rentenerhöhung hinter der Preissteigerung zurückbleibe. Insgesamt seien seit 2012 die Renten stärker gestiegen als das Preisniveau. Aktuell würden vielfach „beachtliche Lohnerhöhungen“ vereinbart, was sich im kommenden Jahr dann in der Rentenanpassung abbilden werde.
Die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach, sagte, durch die Erhöhung würden die Inflationsfolgen immerhin „deutlich abgemildert“. Sie lobte das vorzeitige Erreichen der Rentenangleichung in Ost und West. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kündigte an, das Rentenniveau von mindestens 48 Prozent über das Jahr 2025 hinaus sichern zu wollen, „damit die gesetzliche Rente verlässlich bleibt“.
Im vergangenen Jahr haben in Deutschland 22 Millionen Menschen gesetzliche, private oder betriebliche Renten bezogen – in einer Gesamthöhe von rund 363 Milliarden Euro. Das waren knapp 0,5 Prozent oder 106 000 Rentnerinnen und Rentner mehr als 2021, berichtete das Statistische Bundesamt am Freitag. Die Summe der gezahlten Renten sei in diesem Zeitraum um 3,9 Prozent oder 13,6 Milliarden Euro gestiegen.
Dabei seien zwei Drittel der Renten 2022 einkommenssteuerpflichtig gewesen. Der durchschnittliche Besteuerungsanteil der Rentenleistungen seit 2015 sei um elf Prozentpunkte gestiegen. Allerdings lag der steuerpflichtige Teil der Renten nach Angaben der Behörde bei vielen nach den relevanten Abzügen unterhalb des Grundfreibetrags. Wenn keine weiteren Einkünfte vorliegen, blieben viele Renten steuerfrei.
2023 fallen laut Bundesfinanzministerium unter dem Strich 86 000 Rentnerinnen und Rentner aus der Steuerpflicht heraus. Zwar werden durch die aktuelle Rentenerhöhung ab Juli 109 000 Rentner steuerpflichtig, weil ihre Rente nun über dem Grundfreibetrag liegt. Zum Jahresbeginn sind durch die Erhöhung dieses Grundfreibetrags auf 10 908 Euro andererseits aber auch 195 000 Rentner aus der Steuerpflicht herausgefallen. dpa/afp