München – Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Mitten im Bayern-Wahlkampf präsentiert die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) den Energiewende-Plan für Oberbayern. Er ist Teil des Bayern-Plans, einer umfassenden Studie der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE), die zeigt, was passieren muss, damit Bayern 2040 – wie geplant – klimaneutral werden kann (wir berichteten).
Vbw-Hauptgeschäftsführer stapelte beim Vorstellen der Studie tief: „Es sind nur Vorschläge unsererseits, wie man das Energiesystem so umbauen kann, dass es für alle passt.“ Doch der einflussreiche Industrie-Lobbyverband hat eine klare Botschaft für den Wahlkampf: „Wir dürfen nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen“, so Brossardt, „wir brauchen Photovoltaik auf jedem Dach, mehr Wasserkraft, mehr Biomasse und mehr Windkraft – davon ist auch Oberbayern nicht ausgenommen.“ Auch Technologien für die CO2-Abscheidung seien bedeutsam. Denn die Industrie sieht in einer schnellen Energiewende den Ausweg aus den hohen Preisen für fossile Energie: „Wir müssen alle Erneuerbaren Energien stärker ausbauen, sie sind nachhaltig und preisgünstig“, erklärte Brossardt. Dazu brauche es günstige Wasserstoffimporte: „Besonders wichtig für Bayern wird die Anbindung an unsere nordafrikanischen Partnerländer“, so der Verbandschef.
Auch Vertreter von CSU, Grünen, SPD und FPD waren zur Diskussion geladen, nur die Freien Wähler blieben dem Termin fern. Die Landtagskandidaten wissen um die Bedeutung der vbw, vertritt sie doch am Ende die Industriearbeitsplätze und damit neben viel Kapital eine wichtige Zielgruppe für die Wahl im Herbst.
Was genau die Studie vorsieht, erklärte Serafin von Roon, Chef der FfE: „Wir haben unter Mitwirkung von 65 Unternehmen und Institutionen berechnet, wie Bayern 2040 klimaneutral sein kann, während die Wirtschaft gleichzeitig wächst“, so der Wissenschaftler. Für den Klimaplan der Staatsregierung müssen „jedes Jahr 100 000 klimaneutrale Autos zugelassen und über 15 000 Wohngebäude energetisch saniert werden.“ Der Plan: „Durch Elektrifizierung steigt die Effizienz beim Verbrauch enorm und wir müssen weniger Erzeugung ausbauen“ so von Roon.
Dennoch: „Wir brauchen jedes Jahr allein in Oberbayern 17 neue Windräder und eine große Menge Photovoltaik“ (siehe Grafik). Dazu brauche es einen massiven Ausbau der Stromübertragungsleitungen. „Kein Landkreis kann sich alleine versorgen, es wird immer einen Austausch geben“, so von Roon. Dazu müsse die Flexibilität deutlich erhöht werden, sei es durch Speicher, sei es beim Verbrauch. Von Roon macht klar: „Wir haben den Plan so gerechnet, dass es noch realistisch ist – und es hat gerade so funktioniert. Es geht nur, wenn wir heute anfangen und wir brauchen Tempo, Tempo, Tempo.“
Der FfE-Chef betonte die wirtschaftlichen Vorzüge der Energiewende: „Bayern wird deutlich mehr Energie produzieren als heute. Das senkt das Risiko von Preisschocks, wie wir sie vergangenes Jahr gesehen haben und heute noch spüren.