Gilching – Seit knapp acht Jahren besteht das Unternehmen Vectoflow mit Sitz am Rand des Gilchinger Gewerbegebiets (Landkreis Starnberg). Hergestellt wird hier ein „Nischenprodukt”, wie Gründerin Katharina Kreitz offen zugibt: Messsonden für Strömungen. „Wir messen Luft, Wasser, Öl, Gas, eben alles, wo Strömung vorhanden ist.” Das Ziel dabei, durch die Sonden die Effizienz zu steigern. Beispielsweise von Triebwerken oder Motoren. Formel 1 und Airbus zählten zu den ersten Kunden des Start-ups.
Mit den Messungen soll die Aerodynamik der Autos beziehungsweise Flugzeuge verbessert werden, um die Geschwindigkeit zu steigern und den Treibstoffverbrauch zu verringern. „Es geht immer um Effizienz. Unsere Kunden wollen möglichst wenig reinstecken und möglichst viel herausbekommen”, erklärt Kreitz. „Und dafür nutzen sie unsere Technik, die ihnen sagt, wo Verbesserungen vorgenommen werden können.”
Lange Zeit sei eine solche Effizienzsteigerung eher vernachlässigt worden, weshalb es auch kaum Firmen für Messtechnik gegeben habe. „Glücklicherweise hat sich das inzwischen geändert.” So zählen zum Kundenstamm des Start-ups inzwischen viele namhafte Unternehmen wie BMW oder Porsche. Seit Kurzem entwickelt Vectoflow auch Messungen für Drohnen und Windkrafträder. „Wir haben sehr unterschiedliche Kunden”, erzählt Kreitz. Manchmal seien auch Firmen dabei, von deren Prozessen sie selbst noch nie gehört hatte. „Vor Kurzem haben wir eine Sonde für einen Milchpulverhersteller entwickelt, um die Pulververteilung zu verbessern. Davon hatte ich davor keine Ahnung.”
Hergestellt werden die Sonden mit einem 3D-Drucker. Die Technik dieser Drucker werde dabei oft bis ins Letzte ausgereizt, sagt Kreitz. „3D-Drucker sind meistens auf Schnelligkeit ausgelöst, das spielt bei uns keine große Rolle. Wichtiger ist, dass der Druck genau ist.“ Denn nur mit einer filigranen Ausarbeitung könne anschließend auch ein korrektes Messergebnis entstehen. Derzeit wird der Großteil der Sonden bei Eos gedruckt. Meist bestehen sie aus Edelstahl, manchmal auch aus Titan, je nach Wunsch und Bedürfnis des Kunden.
Dabei wollte Kreitz, die unter anderem den Idee-Förderpreis für innovative und nachhaltige Unternehmensgründungen von Frauen gewonnen hat, eigentlich keine Firma gründen. „Ich wollte nie Unternehmerin werden”, erzählt sie.
Auf die Idee, selbst Messtechniken zu entwickeln, sei sie erst während ihres Maschinenbau-Studiums gekommen. „Das Studium fand ich immer langweilig, deshalb habe ich schon während der Zeit viel gearbeitet.“ Beispielsweise bei BMW und Lufthansa sei sie am Windkanal gestanden und habe Daten verglichen und dabei festgestellt: „Die Ergebnisse waren oft ziemlich ungenau. Die Technik konnte nicht das darstellen, was wir brauchten.“
Ein Problem, das auch Mitgründer und Betreuer von Kreitz Dipolmarbeit Christian Haigermoser festgestellt hatte. Die Überlegung mit der noch relativ jungen 3D-Drucktechnik das Problem anzugehen entstand. Noch während der Diplomarbeit begannen die beiden in den Werkstätten von Eos, selbst mit Sonden zu experimentieren. Bis es klappte, dauerte es aber eine Weile. „Wir mussten bestimmt um die tausend Drucke angefertigt haben, bis wir was Brauchbares hatten“, erzählt Kreitz. Die anschließende Unternehmensgründung sei dann eher aus der Zweckmäßigkeit heraus entstanden. „Um die Produkte zu vertreiben, brauchten wir ja ein Unternehmen“, sagt Kreitz achselzuckend.
In Technikkreisen sprach sich die neue Sondentechnik jedoch schnell herum. Auch dank ihres Alleinstellungsmerkmals konnte Vectoflow schnell auf dem Markt Fuß fassen. „Wir sind seit der Gründung profitabel. Das war uns sehr wichtig“, erklärt Kreitz. Denn von der Start-up-Kultur mit ihrem Fokus auf möglichst schnellem Wachstum halte sie nicht viel. Stattdessen war ihr wichtig, dass Vectoflow schnell die anfänglichen Investitionen wieder erwirtschaftet hatte.
Das Erfolgsrezept geht anscheinend auf. Im April feierte die inzwischen 17-köpfige Firma ihren achten Geburtstag. Außerdem gibt es Ausbaupläne: Eigene Drucker sollen angeschafft werden. Dafür hat das Start-up eine Werkstätte in Gilching angemietet.