Berlin – Geht alles gleichzeitig schief, spricht man im englischen von einem „perfekten Sturm“. Genau der braut sich über der deutschen Wirtschaft zusammen – das schreibt jedenfalls die renommierte US-Zeitschrift „Politico“. Demnach räche es sich für Deutschland jetzt, dass das Land anders als die USA kaum große Technologiekonzerne habe, sondern sich allein auf seine Industrie verlasse. Denn die stecke gleich mehrfach in Problemen, analysiert „Politico“.
So setzen den energieintensiven deutschen Schlüsselbranchen wie der Chemie oder dem Autobau nicht nur die hohen Energiepreise besonders stark zu, weshalb zum Beispiel der Chemiekonzern BASF sich bei der Produktion bereits stärker nach China orientiert und auch andere Unternehmen aus der Industrie mit Abwanderung nach Asien oder in die USA drohen. Auch der Fachkräftemangel schlägt jetzt voll zu und treffe die deutschen Konzerne hart. Hinzu kämen „Berge von Bürokratie“, was in Kombination mit den anderen Problemen ein „giftiger Cocktail“ sei, so „Politico“-Autor Matthew Karnitschnig, der vor seiner Zeit beim US-Magazin für das „Wallstreet Journal“, die Nachrichtendienste „Bloomberg“ und „Reuters“ sowie für das Magazin „Business Week“ gearbeitet hat.
Die große Abhängigkeit Deutschlands von der Industrie mache die deutsche Wirtschaft besonders verwundbar, bilanziert Karnitschnig deshalb in seinem Artikel, den auch die „Bild“-Zeitung bereits aufgegriffen hat. Deutschland habe am Weltmarkt zwar lange von seinen ausgereiften und optimierten Produkten profitiert. Doch die seien wie etwa der Verbrennungsmotor mittlerweile entweder veraltet „oder einfach zu teuer“, heißt es in der Analyse des amerikanischen Magazins. Irgendwann müssten die Deutschen und ihre Politiker, die sich lange auf vergangenen Erfolgen ausgeruht hätten, aufwachen und die Gefahren erkennen, so Karnitschnig. „Die Frage ist nur, ob sie das tun werden, bevor es zu spät ist.“ höß