Münchens spannendste Start-ups

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS

München – Er sieht aus wie ein Ventilator in Übergröße, ist aber etwas anderes: Mit dem Energyfisch können Kommunen in ihren Flüssen Strom erzeugen. Erfinder des Kleinkraftwerkes ist das Start-up Energyminer aus Inning am Ammersee – das mit ihrem Energiefisch am Mittwoch den Münchner Businessplan-Wettbewerb gewonnen hat.

Auch wenn der von der Netzwerkplattform BayStartup (siehe Kasten) ausgerichtete Wettbewerb der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt ist: Wer dort gut abschneidet, bietet nicht nur innovative Produkte, sondern hat auch das Zeug dazu, eine erfolgreiche Firma auf die Beine zu stellen. 2012 nahm zum Beispiel die damals noch junge Firma Flixbus teil, heute hat sie den Markt für Fernbusse revolutioniert und macht Milliardenumsätze. Ob einer der diesjährigen Preisträger eine ähnliche Erfolgsgeschichte hinlegen wird?

Ein ganzer Schwarm Wasserkraftwerke

Spaziert man am Auer Mühlbach in München, ragt direkt bei der Kunstmühle eine Art Rückenflosse aus dem Wasser. Sie gehört zu einem Energyfisch genannten Kleinkraftwerk, das dort seit ein paar Wochen Strom erzeugt. Dafür wird das ein Meter tiefe und drei Meter lange Gerät von einem Boot ins Wasser gelassen und mit einem Seil am Grund des Flusses fixiert. Dort treibt der Fluss einen Rotor an, der Strom erzeugt.

Der Vorteil: Man braucht weder Bagger, Bau noch Beton, um den kleinen Fisch zu installieren. Und er speist ins Nieder- und nicht ins Hochspannungsnetz ein. Das alles erspart viele Genehmigungen, häufig der Hemmschuh der Energiewende. Auch die Eingriffe in die Natur sind im Vergleich zu einem großen Wasserkraftwerk verschwindend gering, zumal der Energyfisch so konstruiert ist, dass er keine Gefahr für die Fische im Fluss darstellt.

Wie Fische soll der Energyfisch bald in Schwärmen in Flüssen zu finden sein. Denn ein Energyfisch erzeugt nur Strom für etwa zwei Haushalte, ist dafür aber billiger als eine Solaranlage für ein Einfamilienhaus – und grundlastfähig. Die Idee des Herstellers Energyminer: Wie bei Windparks sollen Kommunen Kraftwerksschwärme in Flüssen planen, an denen sich die Bürger beteiligen können. Die Juroren hat das Konzept überzeugt, weshalb Energyminer den Businessplan-Wettbewerb gewann.

Ambulanter Eingriff gegen den Hunger

Platz 2 beim Münchner Startup-Wettbewerb erzielte in diesem Jahr die junge Medizintechnikfirma Sedivention aus Straßlach im Münchner Süden, die sich auf die Behandlung von Fettleibigkeit spezialisiert hat – ein Leiden, das laut der Weltgesundheitsorganisation bereits einen von fünf Erwachsenen weltweit betrifft. Adipositas kann verschiedene Ursachen haben. Wird das Problem zu groß, drohen massive gesundheitliche Schäden, weshalb eine operative Verkleinerung des Magens für Patienten oft der letzte Ausweg ist. Diesen großen und riskanten Eingriff will Sedivention überflüssig machen.

Dafür hat Sedivention einen speziellen Katheter entwickelt, den Blizzard Balloon, der wie bei einer Magenspiegelung eingeführt wird. Mit ihm wird der sogenannte Hungernerv verödet, der das Hungergefühl vom Magen ins Hirn leitet. Der Patient verspürt danach keinen Appetit mehr und kann leichter abnehmen. Das Verfahren erfolgt minimalinvasiv, ohne Öffnen der Bauchdecke, und kann in nur 20 Minuten ambulant durchgeführt werden.

Ein künstliches Hirn für Bürogebäude

Was Einfamilienhaus-Besitzer selbst machen, tun in Büros Hausmeister und Angestellte: Sie drehen dauernd an Heizungen, öffnen und schließen Rollos, schalten Lichter und Klimaanlagen an. Geht es nach der Firma Baind, die aus dem Umfeld der Hochschule München stammt, ist das bald Vergangenheit. Denn Baind bietet eine smarte Gebäudesteuerung für Gewerbeimmobilien an.

Dabei stimmt eine Künstliche Intelligenz Heizung, Kühlung, Lüftung, Licht und Beschattung optimal aufeinander ab. Sie bezieht Faktoren wie die aktuellen Wetterbedingungen, Wettervorhersagen, die Gebäudebelegung, aber auch die Stromroduktion von Solaranlagen am Gebäude oder den Stand von Batteriespeichern mit ein und ist dabei lernfähig. Das soll 20 bis 50 Prozent an Energiekosten und CO2-Emissionen sparen, was die Jury beim Businessplan-Wettbewerb mit Platz 3 belohnte.

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