Berlin/Duisburg – Bei der Energie- und Klimawende soll Wasserstoff eine Schlüsselrolle spielen. Doch wie soll das gehen? Bereits 2020 hat die damalige Bundesregierung einen politischen Handlungsrahmen formuliert, die „Nationale Wasserstoffstrategie“ (NWS). Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, hat die Ampel-Koalition jetzt eine Fortschreibung erarbeitet. Das Bundeskabinett hat sie am Mittwoch verabschiedet. Ein Überblick.
Warum gilt Wasserstoff als Hoffnungsträger?
Weil bei der Verbrennung mit Sauerstoff schlicht Wasser, also H2O, entsteht und eben kein klimaschädliches Treibhausgas Kohlendioxid (CO2), wie bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Wird Wasserstoff klimafreundlich hergestellt, soll er dabei helfen, den Ausstoß von CO2 deutlich zu verringern und laut Bundesregierung sogar „bis auf null zu führen“.
Wo soll Wasserstoff zum Einsatz kommen?
Mit Ökostrom hergestellter Wasserstoff soll zum einen als chemischer Rohstoff eingesetzt werden. Als Grundstoff für die chemische Industrie wird Wasserstoff schon lange verwendet, etwa zur Herstellung von Ammoniak, einer Ausgangsbasis für Düngemittel. In der Stahlindustrie etwa soll Öko-Wasserstoff künftig eine zentrale Funktion übernehmen: Wo bei der Herstellung von Roheisen bislang Kohle dem Eisenerz den Sauerstoff entzieht, soll künftig Wasserstoff ran. Zum anderen soll er als Energieträger und damit auch als Energiespeicher dienen. In einigen Jahren soll er etwa als Brennstoff in modernen Gaskraftwerken zur Stromerzeugung verwendet werden. Gelagert werden soll Wasserstoff etwa in früheren Erdgasspeichern. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte, auch für den Verkehrssektor spiele Wasserstoff eine enorme Rolle. „Wir brauchen Wasserstoff, um insbesondere den Güterverkehr, aber auch den Individualverkehr klimaneutral zu stellen.“ Umstritten ist aber, welche Rolle Wasserstoff im Pkw-Verkehr spielen wird.
Woher soll der Wasserstoff künftig kommen?
In Deutschland sollen zahlreiche Elektrolyseanlagen gebaut werden, die vor allem „grünen“ Wasserstoff produzieren – also aus Erneuerbarer Energie hergestellten Wasserstoff. Ging die bisherige Strategie der Regierung noch von fünf Gigawatt heimischer Elektrolysekapazität im Jahr 2030 aus, sollen es jetzt mindestens zehn Gigawatt sein. Der von diesen Anlagen produzierte Wasserstoff reicht jedoch wohl nicht aus, um den Bedarf zu decken. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte am Mittwoch, ungefähr ein Drittel des benötigten Wasserstoffs solle in Deutschland erzeugt werden, ungefähr zwei Drittel müssten importiert werden. Dem Papier zufolge dürfte bis 2030 ein Großteil mit dem Schiff kommen, danach sollen Pipelines eine immer wichtigere Rolle spielen. Die Terminals zum Import von Flüssiggas (LNG), die derzeit an den deutschen Küsten entstehen, sollen später für Wasserstoff genutzt werden. Noch in diesem Jahr sollen die Fernleitungsnetzbetreiber Pläne für ein deutsches Wasserstoff-Kernnetz vorlegen, die durch die Bundesnetzagentur geprüft und bis 2032 umgesetzt werden. Habeck machte aber deutlich, etwa auch „blauer“ Wasserstoff werde zunächst gebraucht. Das ist Wasserstoff, bei dessen Herstellung CO2 entsteht, das CO2 aber eingelagert wird. Umweltverbände lehnen dieses Vorgehen ab.