Es kriselt in Benkos Immobilienimperium

von Redaktion

München/Wien – Der Immobilienmilliardär René Benko bekommt die Krise am Häusermarkt zu spüren: Laut einem Bericht im „Handelsblatt“ ist sein rund 20 Milliarden Euro schweres Immobilienportfolio wegen der fallenden Preise für Gewerbeimmobilien rund eine Milliarde Euro weniger wert. Benko ist über seine Signa Holding Eigentümer der Kaufhauskette Galeria-Karstadt-Kaufhof. In München gehören ihm gleich mehrere Gebäude in der Innenstadt, außerdem besitzt er unter anderem in Berlin, Wien und New York große Immobilien.

Angesichts steigender Zinsen, kriselnder Innenstädte und anhaltender Probleme im Einzelhandel habe Signa die Bewertung seiner Immobilien zuletzt um sechs Prozent senken müssen, berichtet das „Handelsblatt“. Es beruft sich dabei auf eine Präsentation, die Signa für seine Banken erstellt hat. Die Verluste stehen bisher nur auf dem Papier. Ob sie wirklich eintreten, hängt davon ab, ob und zu welchem Preis Signa Immobilien verkauft.

Ob auch Münchner Immobilien von der Wertberichtigung betroffen sind, wollte Signa auf Nachfrage unserer Zeitung nicht beantworten. Im Moment sucht das Unternehmen Käufer für das Kaut-Bullinger-Haus sowie das Kaufhofgebäude am Rotkreuzplatz. Zuletzt hatte die Signa Holding rund die Hälfte des Berliner Luxuskaufhauses Kadewe an die thailändische Central Group abgestoßen. In Österreich verkaufte Signa die Möbelhauskette Kika/Leitner sowie ein Geschäftshaus in Wien, in dem Apple Mieter ist. Zudem gingen das im Bau befindliche Mynd Bürohochhaus in Berlin und die Anteile an der Kaufhof-Immobilie am Berliner Alexanderplatz an eine Tochter der Commerzbank.

Auch die Finanzaufsicht beäugt die Gruppe offenbar skeptisch. So sollen die Aufseher der Europäischen Zentralbank Kreditgeber der Signa-Holding dahingehend geprüft haben, ob Signa Kreditstandards einhält, Zinsen bezahlt und ob den Immobilienkrediten genügend Sicherheiten gegenüberstehen. Dass Banken wegen nur eines Kunden eine solche Prüfung über sich ergehen lassen müssen, „gab es noch nie“, zitierte die „FAZ“ einen Frankfurter Bankenvorstand, der anonym bleiben wollte.

Der umstrittene aber sehr gut vernetzte Unternehmer Benko kämpft in Deutschland seit der Übernahme von Galeria-Karstadt-Kaufhof mit einem schlechten Image. Obwohl Gläubiger und der Staat in den vergangenen Jahren Milliarden zur Rettung der Kaufhauskette beisteuerten, werden von den einst 129 Karstadt-Filialen bis Januar 52 geschlossen. So sperrte Mitte Juni zum Beispiel die Karstadt-Filiale am Münchner Hauptbahnhof zu – unter Protest der Mitarbeiter.

ANDREAS HÖSS

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