EZB: Zinspause im September möglich

von Redaktion

VON FREDERIKE MARX

Frankfurt – Im Kampf gegen die nach wie vor hohe Inflation im Euroraum hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen zum neunten Mal in Folge erhöht. Der EZB-Rat beschloss am Donnerstag eine Anhebung um weitere 0,25 Prozentpunkte. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, steigt damit auf 4,25 Prozent. So hoch war der Leitzins zuletzt zu Beginn der weltweiten Finanzkrise Anfang Oktober 2008.

Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig 3,75 Prozent Zinsen, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Nach Jahren mit Null- und Negativzinsen haben die Währungshüter angesichts der hohen Teuerung die Zinsen seit Juli 2022 in einer beispiellosen Serie angehoben. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte die neunte Erhöhung bereits in Aussicht gestellt.

Die Euro-Währungshüter schließen nach der neunten Zinserhöhung in Folge erstmals eine Pause nicht aus. „Wir könnten die Zinsen anheben, wir könnten eine Pause machen“, sagte Christine Lagarde mit Blick auf die nächste Sitzung des EZB-Rates im September. Sollte sich der Rat dann für eine Zinspause entscheiden, müsse diese nicht unbedingt eine längere Zeit dauern. „Ich kann versichern, dass wir nicht die Zinsen senken“, betonte Lagarde. Die Notenbank werde anhand von Daten von Sitzung zu Sitzung entscheiden. „Wir wollen der Inflation das Rückgrat brechen. Die Daten werden zeigen, wie viel Boden wir noch gut machen müssen.“

Auch die US-Notenbank Federal Reserve legte im Kampf gegen die Inflation nach und hob am Mittwoch den Leitzins auf den höchsten Stand seit 22 Jahren an. Er liegt nun in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent.

„Mit dieser Zinserhöhung ist der Job der EZB erstmal getan“, sagte Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. „Ab jetzt schließt sich das Fenster für weitere Leitzinserhöhungen, denn die Inflation wird im Herbst deutlich sinken.“ Man müsse nun erstmal abwarten, ob die bisherige Dosis an Zinserhöhungen ausreiche, um die Inflation auch langfristig auszutreiben.

Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV), Helmut Schleweis, mahnte, die EZB sollte nun erst einmal die weitere Wirkung ihrer Zinsschritte beobachten. Eine Pause erscheine möglich und angeraten, müsse aber nicht das Ende der Erhöhungen sein.

Höhere Zinsen verteuern Kredite. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Zwar schwächte sich die Inflation im Juni ab. Im Währungsraum der 20 Staaten lagen die Verbraucherpreise nach Angaben des Statistikamtes Eurostat um 5,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Im Mai war noch eine jährliche Teuerungsrate von 6,1 Prozent verzeichnet worden. Die Rate liegt aber weiterhin deutlich über dem mittelfristigen Inflationsziel der EZB von zwei Prozent, bei dem die Notenbank Preisstabilität gewahrt sieht.

Höhere Teuerungsraten lassen die Kaufkraft der Menschen schwinden: Verbraucherinnen und Verbraucher können sich für ihr Geld weniger leisten. Sie treten beim Konsum auf die Bremse. Das belastet das Wirtschaftswachstum, für das der private Konsum eine wichtige Stütze ist.

Auf der anderen Seite verteuern steigende Zinsen Kredite für Unternehmen, weshalb die eine oder andere Investition ausfallen könnte. Auch das bremst die Konjunktur.

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